Karlsruhe – Im Fall eines unter Terrorverdacht in Deutschland festgenommenen iranischen Diplomaten haben die Ermittler neue Details bekanntgegeben. Demnach ist der 46-Jährige Mitarbeiter der iranischen Botschaft in Wien der mutmaßliche Drahtzieher eines vereitelten Anschlags auf Exiliraner in Frankreich.

Assadollah A. soll ein in Belgien lebendes Ehepaar mit dem Anschlag beauftragt und ihm dafür auch eine Vorrichtung mit 500 Gramm Sprengstoff übergeben haben, teilte die deutsche Bundesanwaltschaft am Mittwoch mit. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft.

Der Anschlag sollte eine Versammlung oppositioneller Exiliraner mit 25.000 Teilnehmern am 30. Juni in der französischen Kleinstadt Villepinte nahe Paris treffen. Dort waren Mitglieder der linksislamischen Volksmujahedin zusammengekommen. Die Gruppe wird vom Iran verfolgt und auch im Westen teils kritisch betrachtet, weil sie sektenähnlich aufgebaut sein soll. Mehrere Politiker der aktuellen US-Regierung sehen in ihr aber eine potente Oppositionskraft, die bei einem Umsturz im Iran helfen könnte.

Mitarbeiter in Botschaft in Wien

Belgische Ermittler hatten den Anschlagsversuch rechtzeitig gestoppt und die möglichen unmittelbaren Attentäter festgenommen. Am 1. Juli war dann auch der Diplomat an einer Autobahnraststätte bei Aschaffenburg in Nordbayern festgenommen worden. Dass es zwischen den Verdächtigen einen Zusammenhang gibt, war bekannt. Die Hintergründe waren aber unklar.

Laut der deutschen Bundesanwaltschaft war Assadollah A. seit 2014 an der iranischen Botschaft in Wien akkreditiert. Er habe für das iranische Nachrichtenministerium Mois gearbeitet, das oppositionelle Gruppen im In- und Ausland ausforsche und bekämpfe. In Deutschland konnte er aufgrund eines europäischen Haftbefehls der belgischen Ermittler festgenommen werden, weil der Diplomatenstatus ihn nur in Österreich vor Strafverfolgung schützte.

Auslieferung nach Belgien möglich

Nun hat auch der deutsche Generalbundesanwalt einen Haftbefehl gegen A. erwirkt. Ihm werden Spionage und Verabredung zum Mord vorgeworfen. Die deutschen Ermittlungen stünden der beantragten Auslieferung des Mannes nach Belgien aber nicht entgegen, hieß es.

Das österreichische Außenministerium hatte dem Botschaftsmitarbeiter wegen des Haftbefehls in der Vorwoche den Diplomatenstatus aberkannt. Außerdem wurde der iranische Botschafter ins Außenamt geladen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach den Vorfall auch beim darauffolgenden Wien-Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Rohani an und zeigte sich erfreut, dass der Staatschef gesagt habe, "die Aufklärung zu unterstützen". (APA, 11.7.2018)