Horst Lichter moderiert "Bares für Rares" im ZDF, die erfolgreichste Nachmittagssendung in Deutschland.

Foto: ZDF/Frank Dicks

Wien – Erst neulich gab es wieder einen Mordswirbel bei Bares für Rares, als nämlich die Studentin Cordula Jeszke mit einem Korb voller Star Wars-Figuren bei "Verkaufsleiter" Horst Lichter stand und diese zum Verkauf bot. Sie wolle ihr Brautkleid damit finanzieren, sagte die Studentin. "Ach Jott, ach Jott", sagte Horst Lichter.

Wie immer wurden einleitend einige höfliche Worte gewechselt, während ein Experte – dieses Mal Detlef Kümmel – die Figuren mit der Uhrmacherlupe genau untersuchte und schließlich zur Überraschung aller feststellte, dass es sich bei vorliegender Ware um die erste Generation der Star Wars-Plastikmännchen handele, diese also entsprechenden Wert hätten. Allein die Figur Javas sei andernorts schon um 15.000 Euro verkauft worden, sagte Kümmel. "Det is' versteckte Kamera", sagte Horst Lichter.

Bei Cordula Jeszke ging es nicht so hoch, aber so ist es oft bei Bares für Rares, nachmittags um 15 Uhr im ZDF, wo Menschen in ihrem Besitz befindliche Wertgegenstände mitbringen, um sie erst schätzen zu lassen und dann einer illustren Runde an Antiquitätenhändlern zur Versteigerung anzubieten, begleitet von pointierten Kommentaren des Gastgebers der Show, Horst Lichter.

Zwirbelbart und flottes Mundwerk

Das Konzept zieht: Rund drei Millionen Deutsche geben sich das jeden Tag. Die Show ist die derzeit erfolgreichste Nachmittagssendung im deutschsprachigen Raum, weshalb das ZDF ihr zusätzliche Programmplätze beschert. Zum fünften Mal kommt Lichter heute, Donnerstag, im Hauptabendprogramm zu Ehren. Mit mehr als fünf Millionen Zuschauern, sogar im quotenarmen Sommerprogramm, ist zu rechnen. Einen guten Anteil am Erfolg hat der Gastgeber selbst: Horst Lichter, der mit Zwirbelbart und flottem Mundwerk seinen Job zur Zufriedenheit aller erledigt, nicht nur der Sendungsmacher, sondern vor allem des Publikums, das ihm treu verbunden bleibt.

Gelernter Koch

Den Altwarentandler hat Lichter in seiner Biografie. Sein erstes Restaurant eröffnete der gelernte Koch im rheinländischen Rommerskirchen-Butzheim und funktionierte es zur "Oldiethek" um. Das Lokal war voll mit Oldtimern, Ramsch und Kitsch. Lichter servierte seine Speisen in einem flämischen Kohleofen.

Durch die spezielle Zubereitungsart entdeckte ihn das Fernsehen und engagierte ihn als Moderator für Kochshows. Dort stieg er mit Kollegen wie Johann Lafer, Tim Mälzer, Ralf Zacherl und Sarah Wiener als Koch für niedrigschwellige Rezepte auf, Beispiel: "Backfisch mit Remoulade & Karotten-Zuckerschoten-Gemüse" oder "Schweinefilet in Haselnuss-Butter mit grünen Bohnen & Kartoffel-Plätzchen".

2013 verlegte sich Lichter auf den Handel mit Altwaren im TV, und das ZDF hatte bald ein Problem weniger. Das Nachmittag- und Vorabendprogramm gilt unter Sendern als gefürchtete "Todeszone". Die Sehgewohnheiten des Publikums sind zu dieser Zeit so eingefahren, dass eine Änderung schwer möglich ist. Kaum ein Programm schafft es in dieser Zeit auf Dauer, Zuschauer zu halten, geschweige denn sie zu vermehren.

Puls 4 bastelt an österreichischem Pendant

So ist es weiter nicht überraschend, dass die Mitbewerber auf das Erfolgsprodukt schielen und Bares für Rares adaptieren und nachmachen. Von RTL 2 kommt Der Trödeltrupp, Schwestersender RTL schickt ab September Die Superhändler ins Rennen.

In Österreich bastelt Puls 4 gerade an einem Pendant zu Bares für Rares: Unter dem Arbeitstitel Wer verkauft's besser? versuchen ab 23. September Familien ihre versteckten Schätze zu verkaufen. Die Moderatoren Dori Bauer und Mathias Gruber stöbern in den Häusern der Familien, wählen vier Objekte aus, die für die Kandidaten dann auf willhaben.at verkauft werden sollen. "Mit allen Tricks", erklärt Senderchefin Stefanie Groiss-Horowitz auf STANDARD-Anfrage. Die Idee dahinter: "Wir wollen zeigen, was du tun musst, damit du im Internet gut handeln kannst." Die Sendung soll vorerst an sechs Sonntagen kommen. (Doris Priesching, 12.7.2018)