Auch "Osprey"-Schwenkrotorflugzeuge sind im Einsatz.

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Herzstück der Demos in London ist ein sechs Meter hoher Heliumballon in Form eines zornigen Trump-Babys.

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Ein Brite immerhin freut sich auf den bevorstehenden Besuch von US-Präsident Donald Trump und seiner Gattin, der First Lady. Beim G7-Gipfel hätten Terminprobleme ein Zusammentreffen ihres Mannes mit Melania Trump verhindert, berichtete Premierministerin Theresa May am Wochenende, deshalb sei der First Husband jetzt schon total aufgeregt. "Er hat sich extra einen neuen Anzug gekauft."

Mit seiner Begeisterung für die Besucherin aus Washington wird Philip May allerdings kaum den Widerwillen, ja Hass ausgleichen, der dem Präsidenten auf der Insel entgegenschlägt. Zehntausende Demonstranten wollen am Freitag und Samstag in London gegen Trumps Politik protestieren, geleitet von einem sechs Meter hohen Heliumballon in Form eines zornigen Trump-Babys in Windeln.

Es habe "keine rechtliche Möglichkeit" gegeben, dem Antrag der Trump-Gegner einen Riegel vorzuschieben, rechtfertigte Londons Bürgermeister Sadiq Khan seine Genehmigung für die unfreundliche Geste. Das ist allenfalls die halbe Wahrheit. Khan dürfte durchaus Spaß haben an dem ebenso albernen wie aus dem Herzen kommenden Protest gegen den Berserker im Weißen Haus. Mehrfach hat sich Trump via Twitter verächtlich über London, Khan und dessen angeblich mangelhaftes Vorgehen gegenüber islamistischen Terroristen geäußert.

Nicht ganz ungeschickt hat Trumps Gastgeberin May deshalb das Besuchsprogramm so organisiert, dass der Präsident die Hauptstadt kaum zu Gesicht bekommt.

Zu Churchills Geburtsort

Vom Flughafen aus wird Trump am Donnerstagnachmittag direkt nach Schloss Blenheim bei Oxford geflogen, dem Familiensitz des Herzogs von Marlborough und Geburtsort des Weltkriegspremiers Winston Churchill (1874–1965). Dort wird der US-Präsident mit militärischen Ehren empfangen, ehe er im Kreis britischer und amerikanischer Geschäftsleute diniert. Die Nacht verbringen Donald und Melania in der Residenz des US-Botschafters Woody Johnson. Dass dafür schon seit Tagen der Regent's Park mitten in London teilweise abgesperrt ist, ärgert die Freizeitradler der britischen Hauptstadt.

Am Freitag fliegen Trump und May auf einen bisher geheim gehaltenen Truppenübungsplatz, um sich neueste britische Militärtechnik vorführen zu lassen. Anschließend sollen bei einem Mittagessen im Landsitz Chequers unweit von Oxford die aktuellen politischen Probleme besprochen werden. Dazu gehören grundlegende Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft der Nato und des Welthandels. Die Premierministerin hatte kürzlich auch öffentlich die Behandlung illegaler Einwanderer in den USA kritisiert.

Das dürfte Trumps eher geringe Wertschätzung für die derzeitige Bewohnerin der Downing Street kaum vergrößert haben. Großbritannien befinde sich ja "in Aufruhr", hat er die jüngsten Regierungsquerelen und den Rücktritt von Außenminister Boris Johnson ("mein Freund") kommentiert. Die kühle Premierministerin dürfte den Präsidenten an sein Versprechen eines raschen Handelsabkommens für die Brexit-Insel erinnern; den bevorstehenden EU-Austritt hält Trump eigener Einlassung zufolge für "so smart".

Trump trifft die Queen

Nachmittags kommt es dann noch zu einer Begegnung mit Queen Elizabeth, die dieses Jahr 92 wurde, auf Schloss Windsor. Mag Philip May auch Spaß haben an seiner Begegnung mit Melania – Theresa May dürfte dem Präsidenten erleichtert nachwinken, wenn dessen Entourage später Richtung Schottland entschwindet. Dort will sich Trump auf seinem Golfplatz nahe Glasgow erholen, ehe er zum viel wichtigeren Gipfel mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin nach Helsinki weiterfliegt. Die zwei werden dort am Montag zusammentreffen. (Sebastian Borger aus London, 12.7.2018)