Bozen – Alleweil Neues vom meistuntersuchten Leichnam der Menschheitsgeschichte: Im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlichten Forscher um Frank Maixner vom Bozner Institut für Mumienforschung die Ergebnisse ihrer Analyse von Ötzis Mageninhalt. Diese bestätigen großteils schon früher gewonnene Erkenntnisse und fügen neue Details hinzu.

Dass Ötzi nicht allzu lange vor seinem Tod Steinbockfleisch gegessen hatte, weiß man bereits seit einer Untersuchung des Darminhalts im Jahr 2002 – den Magen hingegen hatte man erst 2009 identifiziert, weil er sich bei der Mumifizierung in den Brustkorb verschoben hatte.

Fettreiche Kost

Der Magen bestätigt den Verzehr von Steinbockfleisch, außerdem fanden sich Spuren von Hirsch. "Die Proteine passen zu Muskelfasern des Steinbocks, er hat also wirklich das Fleisch gegessen", so Maixner. Ob die Hirschreste von Fleisch oder Innereien stammen, blieb dagegen unklar. Maixner geht davon aus, dass Ötzi regelmäßig Fleisch von Steinböcken und Hirschen zu sich nahm, das vermutlich nicht stark erhitzt wurde. Vielleicht wurde es auch getrocknet verzehrt.

Tierische Muskelfasern aus Ötzis Mageninhalt.
Foto: Institut für Mumienforschung

Auffällig ist den Forschern zufolge vor allem, dass Fett etwa die Hälfte des Mageninhalts bildete: Durch fettreiche Kost habe Ötzi die nötige Energie für Wanderungen in großer Höhe aufnehmen können. "Die hohe und kalte Umgebung ist für den Körper besonders fordernd und erfordert eine optimale Nähstoffversorgung, um schnell einsetzenden Hunger und Energieverlust zu vermeiden", sagte Studienleiter Albert Zink.

Pflanzliche Beilagen

Der Magen enthielt aber auch pflanzliche Überreste: Auf Ötzis Speisezettel stand offensichtlich auch Einkorn, ein Weizen-Verwandter, der zu den ältesten kultivierten Getreidearten zählt. Außerdem enthielt der Magen Spuren eines Farns, der eigentlich giftig ist. Das lässt zwei Interpretationen zu: Entweder hat Ötzi die Farnteile versehentlich aufgenommen – etwa weil er seine Mahlzeiten in Farnblätter eingewickelt hatte.

Oder er versuchte die enthaltene Substanz medizinisch zu nutzen: Anfang 2016 hatte die Forschergruppe herausgefunden, dass Ötzi mit einer aggressiven Variante des Magengeschwüre verursachenden Keims Helicobacter pylori infiziert war. (APA, red, 12. 7. 2018)