Erster!

Foto: APA/AFP/JEFF PACHOUD

Mur de Bretagne – Der Ire Daniel Martin hat am Donnerstag mit einem starken Finish auf der Mur-de-Bretagne die sechste Etappe der Tour de France für sich entschieden. Der 31-Jährige, 2015 am selben Ort bereits Etappenzweiter, setzte sich nach dem rund zwei Kilometer langen Schlussanstieg knapp vor dem Franzosen Pierre Latour durch. Der Belgier Greg van Avermaet behauptete das Gelbe Trikot des Gesamtführenden.

Für Martin war es sein zweiter Tour-Etappensieg nach 2013. Einige Mitfavoriten im Gesamtklassement hatten bei Gegenwind im Finish Probleme. Der Niederländer Tom Dumoulin etwa, Sieger des Giro d'Italia von 2017, verlor nach einem Reifenschaden etwas mehr als fünf Kilometer vor dem Ziel fast eine Minute. Die Österreicher Gregor Mühlberger, Lukas Pöstlberger und Michael Gogl landeten nicht im absoluten Spitzenfeld.

Teilerfolg für leicht schwächelnden Froome

Chris Froome ist noch nicht der Herrscher der 105. Tour de France: Der umstrittene Titelverteidiger hat bei der ersten "Mini-Bergankunft" leicht geschwächelt und auf den letzten Metern abreißen lassen. Sky-Kapitän Froome konnte nach 181 km im entscheidenden Moment nicht mehr folgen und kam mit acht Sekunden Rückstand auf Platz 18 – dennoch war es für ihn ein Teilerfolg.

Denn Froomes Top-Rivalen Tom Dumoulin und Romain Bardet verloren nach Defekten kurz vor Schluss deutlich mehr Zeit. Der Ärger beim viermaligen Toursieger hielt sich deshalb in Grenzen. Dennoch muss sich der 33-Jährige, der nach seiner Asthmamittel-Affäre weiter mit vereinzelten Anfeindungen zu kämpfen hat, ab Dienstag in den Alpen steigern, um seinen historischen fünften Erfolg zu feiern. Froomes Rivalen Richie Porte (Australien/BMC), Vincenzo Nibali (Italien/Bahrain-Merida) und Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar) machten jeweils fünf Sekunden auf den Briten gut.

Erst beim zweiten der beiden Anstiege zur "Mur", zwei Kilometer lang und bis zu 10 Prozent steil, ließen es die Topfavoriten richtig krachen, für Froome war der Anstieg aber anscheinend zu kurz, um seine Stärken auszuspielen. Er hatte bereits am Mittwoch im schweren Finale nach Quimper seine Form angetestet und das Rennen unter den Besten beendet.

Empfindliche Rückschläge kassierten Dumoulin und Bardet, die beide kurz vor dem letzten Anstieg vom Rad mussten. Dumoulin, niederländischer Kapitän des deutschen Sunweb-Teams, schaffte nicht mehr den Anschluss an die Spitzengruppe und verlor 53 Sekunden auf Martin, 45 auf Froome. Die große französische Hoffnung Bardet (AG2R) erreichte das Ziel mit 31 Sekunden Rückstand, verlor somit 23 auf Froome.

Ausreißer

In einem zunächst unspektakulären Rennen riss das Feld nach 80 Kilometern an einer Windkante auseinander. Quick-Step um den zweimaligen kolumbianischen Etappensieger Fernando Gaviria machte mächtig Tempo – das Team hatte mit dem Belgier Philippe Gilbert (3. vor Etappenstart), dem Franzosen Julian Alaphilippe (5.) und dem Luxemburger Bob Jungels (6.) gleich drei heiße Anwärter auf das Gelbe Trikot. Die Attacke blieb aber letztlich ohne große Auswirkungen, die Abgehängten schlossen auf dem Weg zur ersten Überquerung der Mur de Bretagne wieder auf.

Am Freitag wird auf der mit 231 Kilometern längsten Tour-Etappe 2018 zwischen Fougeres und Chartres ein Massenspurt erwartet – vor der ersten Kletterpartie in den Alpen am kommenden Dienstag dürfte es für die Sprinter die vorletzte Chance sein. (sid, 12.7.2018)

6. Etappe (Brest – Mur-de-Bretagne, 181 km):

1. Daniel Martin (IRL) UAE 4:13:43 Std. – 2. Pierre Latour (FRA) AG2R +1 Sek. – 3. Alejandro Valverde (ESP) Movistar +3 – 4. Julian Alaphilippe (FRA) Quick-Step – 5. Rafal Majka (POL) Bora – 6. Adam Yates (GBR) Mitchelton – 7. Bauke Mollema (NED) Trek – 8. Peter Sagan (SVK) Bora – 9. Geraint Thomas (GBR) Sky – 10. Primoz Roglic (SLO) Lotto NL – 11. Richie Porte (AUS) BMC – 12. Greg van Avermaet (BEL) BMC – 13. Nairo Quintana (COL) Movistar – 14. Vincenzo Nibali (ITA) Bahrain-Merida, alle gl. Zeit. Weiter: 17. Tejay van Garderen (USA) BMC +6 – 18. Chris Froome (GBR) Sky +8 – 52. Michael Gogl (AUT) Trek +1:16 Min. – 101. Gregor Mühlberger (AUT) Bora +5:41 – 112. Lukas Pöstlberger (AUT) Bora +6:28

Gesamtwertung: 1. Van Avermaet 22:35:46 Std. – 2. Thomas +3 Sek. – 3. Van Garderen +5 – 4. Alaphilippe +6 – 5. Philippe Gilbert (BEL) Quick-Step +12 – 6. Bob Jungels (LUX) Quick-Step +18 – 7. Rigoberto Uran (COL) Cannondale +45 – 8. Valverde +51 – 9. Majka +52 – 10. Jakob Fuglsang (DEN) Astana +53 – 11. Porte, gl. Zeit. Weiter: 14. Froome +1:02 Min. – 73. Mühlberger +10:15 – 76. Gogl +11:07 – 103. Pöstlberger +16:10