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Manche Menschen brauchen Wochen, um einen Zauberwürfel zu lösen, andere nur Sekunden.

Foto: AP/Meissner

Wofür Ungeübte Wochen benötigen, braucht Sanio Kasumovic Sekunden. Der Wiener ist Europameister im Speedcubing. Darunter versteht man das schnellstmögliche Lösen eines Zauberwürfels. Der aktuelle Weltrekordträger ist der Australier Feliks Zemdegs – seine Bestzeit: 4,22 Sekunden. Mit einer Bestleistung von 12,84 Sekunden liegt Kasumovic dann doch eine gewisse Zeit hinter seinem australischen Kontrahenten. Und der Wiener sagt selbst, dass seine Höchstform dann doch schon einige Jahre zurückliegt.

Sanio Kasumovic zeigt auf, wie man einen Zauberwürfel löst.
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Bis zu acht Stunden Training pro Tag

Eine Stunde täglich trainiert Kasumovic aber weiterhin. Die besten Speedcuber sollen jeden Tag bis zu acht Stunden mit ihren Zauberwürfeln verbringen. Diese haben mit dem Spielzeug, das viele schon in den Händen hatten, nurmehr wenig gemeinsam. Bis zu 70 Dollar pro Stück kostet so ein Hightech-Zauberwürfel. Diese sind mit Magneten ausgestattet, damit das Herumschieben der Blöcke noch schneller und reibungsloser möglich ist. Mit einer Schmierlösung aus China können außerdem zusätzliche Hundertstel herausgekitzelt werden. Unter Speedcubern wird dieses Mittel "Tigersperma" genannt. Die tatsächlichen Inhaltsstoffe kennt Kasumovic auch nach jahrelanger Nutzung nicht.

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Der beste Speedcuber kann einen Zauberwürfel in 4,22 Sekunden lösen. Österreichs bester Speedcuber braucht nur dreieinhalb Sekunden mehr.
Foto: Reuters/Mahe

Es begann mit Holz und Gummiringen

Dass Jahrzehnte nach ihrer Erfindung Zauberwürfel mit wundersamen Mitteln aufgepeppt werden, hätte sich ihr Schöpfer wohl nicht gedacht. Das Spielgerät geht auf Ernő Rubik zurück, einen ungarischen Uniprofessor. Als er zwischen 1971 und 1979 an der Budapester Hochschule für angewandte Kunst unterrichtete, suchte er nach einer Beschäftigung für seine Studenten. 1974 war der erste Prototyp entwickelt, ein Jahr später patentierte er das Spielgerät – damals bestand dieses noch aus Holz und Gummiringen. Den Studenten gefiel Rubiks Idee.

Rubiks erster Prototyp.
Foto: Beyond Rubik's Cube Exhibition

Spielzeug der 80er

Um seine Erfindung auch einem größeren Publikum verfügbar zu machen, ließ er eine Kunststoffversion von einer kleinen ungarischen Firma anfertigen. In den ersten Geschäften landete der Zauberwürfel dann 1979. Ein Deal mit dem mittlerweile insolventen Spielzeugunternehmen Ideal Toy und eine Umbenennung auf Rubik's Cube statt Magic Cube im englischsprachigen Raum sorgte 1980 für den internationalen Durchbruch des Zauberwürfels. In den 80ern war das Spielgerät fast in jedem Kinderzimmer zu finden. Mehr als 350 Millionen Mal soll der Zauberwürfel mittlerweile verkauft worden sein.

Sanio Kasumovic im Interview.
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Eine Millionen-Idee

Für Ernő Rubik hat sich die Erfindung finanziell ausgezahlt. Genaue Zahlen gibt es nicht, der 73-Jährige dürfte allerdings über die Jahre ein hohes Millionenvermögen angehäuft haben. Auf seinem Geld ausruhen kommt für ihn aber trotzdem nicht infrage. 2010 arbeitete er an einer wissenschaftlichen Ausstellung namens "Beyond Rubik's Cube". 2014 wurde diese in New Jersey eröffnet und läuft noch heute – aktuell in Nashville. Zum Start der Ausstellung wurde auch Anthony Brooks geladen, einer der bekanntesten Speedcuber aus den USA.

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Ernő Rubik, Erfinder des Zauberwürfels.
Foto: Reuters/Mahe

Skewb, Pyraminx und Rubik's Clock

Brooks hat sich auf den 2x2x2- und den klassischen 3x3x3-Zauberwürfel spezialisiert. Mittlerweile gibt es aber auch deutlich mehr Disziplinen und Spielgeräte. So lösen manche Speedcuber die Würfel mit verbundenen Augen oder versuchen Rubik's Clock, Skewb, Pyraminx und Rätselspiele zu lösen. Festgehalten wird dies alles von der World Cube Association. Auch dort taucht Sanio Kasumovic im Ranking auf, in der Disziplin 3x3x3-Würfel immerhin auf dem 32. Platz. Schnellster Österreicher ist Stefan Huber. Er löste den Zauberwürfel bei den Austrian Open 2013 in 7,83 Sekunden – weltweit ist er mit dieser Zeit immerhin auf dem 878. Platz. (Daniel Koller, 14.7.2018)