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Der 14-jährige Emmett Till wurde 1955 in Mississippi ermordet, weil er einer weißen Frau hinterhergepfiffen haben soll.

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J. W. Milam (links) und Roy Bryant wurden von den weißen Geschworenen freigesprochen und gestanden kurz darauf die Tat. Sie blieben in Freiheit, der Fall wurde zu einem zentralen Motiv der US-Bürgerrechtsbewegung. Nun soll der Mord neu untersucht werden.

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Washington – Mehr als 60 Jahre nach dem barbarischen Lynchmord an einem afroamerikanischen Teenager im Süden der USA ist der Fall neu aufgerollt worden. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Justizministeriums an den Kongress hervor. Demnach liegen dem Ministerium "neue Informationen" zu dem Mord an dem 14-jährigen Emmett Till im Bundesstaat Mississippi im Jahr 1955 vor.

Zur Art dieser Informationen machte das Ministerium allerdings unter Hinweis auf die laufende Untersuchung keine Angaben. Der Mord an Till zählt zu den berüchtigsten Verbrechen aus der Epoche der Rassentrennung. Er gehört zu jenen Verbrechen, die die Bewegung für die Bürgerrechte der Schwarzen in den Südstaaten anfachten.

Bestialisch ermordet

Till lebte in Chicago und war auf Verwandtenbesuch in Mississippi. In einem Laden soll er der weißen Frau des Inhabers hinterhergepfiffen haben. Drei Tage später wurde er von dem Ladenbesitzer Roy Bryant und dessen Halbbruder J. W. Milam aus dem Haus seines Onkels verschleppt.

Weitere drei Tage danach wurde Tills grausam zugerichtete Leiche im Tallahatchie-Fluss gefunden: Ein Auge war ausgestochen, der Kopf gespalten, um den Hals befand sich ein mit Stacheldraht befestigtes Gewicht.

Geständnis nach Freispruch

Bryant und Milam wurden nach nur fünftägigem Prozess von einer rein weißen Geschworenengruppe freigesprochen. Nur vier Monate nach dem Freispruch gestanden sie in einem Interview, für das sie 4.000 Dollar Gage bekamen, die Tat. Sie schilderten darin auch detailgenau, wie sie Till ums Leben gebracht hatten. Beide blieben in Freiheit. Milam starb 1981, Bryant 1994.

Carolyn Bryant, die Frau des Ladenbesitzers, gestand ihrerseits laut einem 2017 veröffentlichten Buch, dass sie über den Vorfall in dem Laden gelogen hatte. "Nichts, was dieser Bursch getan hat, könnte jemals rechtfertigen, was ihm widerfahren ist", wird sie von dem Autor Timothy B. Tyson zitiert.

Carolyn Bryant lebt heute im Bundesstaat North Carolina und trägt inzwischen den Nachnamen Donham. Die neue Untersuchung des Lynchmords begann nach Angaben des Justizministeriums bereits im März. Sie wurde damals aber noch nicht publik gemacht. (APA, 13.7.2018)