Der Nexo auf großer Fahrt. Aus dem feuchten Elemente hinten stammt der Betriebsstoff.

Foto: Hyundai

Wird der Treibstoff "grün" gewonnen, ist das eine feine Sache. Wenn nicht, sieht die enorm energieaufwendige Sache mit der Elektrolyse anders aus.

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Grafik: der Standard

Der Kona Elektro beim Laden.

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Machen statt lange reden. Das ist ein sympathischer Ansatz, und mit ihm setzt sich der Hyundai-Kia-Konzern bei alternativen Antriebskonzepten mit an die Branchenspitze. Nirgends wird das augenfälliger als beim Thema Wasserstoff-Brennstoffzelle. Aber auch bei der batterieelektrischen Mobilität – trifft sich gut, dass man die weltbesten Batteriefirmen im Lande sitzen hat – und beim 48-Volt-Bordnetz mischen sie nach einmal tief Luft holen ganz vorn mit, der Kona Elektro ist dafür ein gutes Beispiel. Dazu gleich mehr. Erst einmal zum feschen Nexo, mit seinen lässigen, ausfahrenden Türgriffen à la Range Rover Velar.

Marktübersicht

Mit ihm treibt Hyundai die Wasserstoff-Brennstoffzelle (Kürzel: FC, von Fuel Cell) erstmals in die Breite. Damit und bei den Stückzahlen liegt man mindestens auf Augenhöhe mit den wenigen Konkurrenten – derzeit haben neben Hyundai nur Toyota (Mirai) und Honda (Clarity) FC-Mobile im Talon. Mercedes stößt heuer aber noch dazu, mit dem GLC F-Cell, der Wasserstoff-Brennstoffzelle und Plug-in-Hybrid kombiniert.

Wie der Benz setzt auch der Nexo auf die Kategorie SUV, und vorgestellt wurde Koreas Hightech-Star jetzt im Ökoantriebsparadies Norwegen, im Großraum Oslo. Da gibt es schon etliche Wasserstoff-Tankstellen; in Österreich ist das damit ja noch so eine Sache: Tanken kann man nur in Innsbruck, Asten (bei Linz), Wien (21. Bezirk), Wiener Neudorf und Graz.

Das Fahrkapitel

Erster Fahreindruck aus Norwegen? Schwammige Lenkung, weiches Fahrwerk, synthetisches Bremsgefühl. Ansonsten aber, was Leistungsentfaltung und Raumkonzept anbelangt: Alle Achtung! Es gibt reichlich Platz, vorne die riesige Display-Landschaft erinnert an Mercedes, und gegenüber dem Vorgänger ix35 FC wurde die Leistung von 100 auf 120 kW gesteigert, das Drehmoment von 300 auf 395 Nm, der Sprint von null auf 100 km/h ist statt in 12,5 in 9,5 Sekunden absolviert, und damit ist man schon sehr, sehr kommod unterwegs.

Dank dreier Wasserstofftanks, einer hinter der Hinterachse, zwei davor (so geht wenig Kofferraum verloren, und die Achslastverteilung bleibt ausgewogen. Restliche Positionierung: E-Motor, Brennstoffzelle, Energieumwandlung vorn eingebaut; Hochleistungs-Akku zur Stromspeicherung im Kofferraum), liegt zudem jetzt die Reichweite statt bei 594 bei 750 km (NEFZ), im realitätsnäheren WLTP-Messzyklus wurden 660 km ermittelt.

Das ist eine Ansage, weiter kommt derzeit keiner – eine andere ist die: Anders als bei den Batterieelektrikern muss man keine halbe Ewigkeit warten, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist. In drei, vier Minuten ist der Nexo betankt, eine Espresso-Länge bestenfalls, weiter geht's. Aber, und das ist der Nachteil: nicht für alle. Nur 20 Nexos bekommt der Importeur heuer herein, die werden fein säuberlich an jetzt schon wasserstoffaffine Vorzeigekunden verteilt.

Was darf's denn kosten

Was darf es kosten? 65.000 Euro netto (weil vornehmlich Firmenklientel bedient wird), brutto wären es – da ist die E-Förderung bereits abgezogen – 78.000. Dagegen ist der Kona Elektro, und damit zum zweiten in Norwegen präsentierten Ökomobil, eine Mezzie, der kostet nur 43.990 €, wiederum die Stütze schon subtrahiert.

Subtrahieren muss sich der E-Kona indes keineswegs, denn er ist der zweite, erheblich alltagstauglichere Batterieelektriker nach dem Ioniq. Kostet zwar einiges mehr als dieser (35.490 €), bietet dafür aber auch entscheidend mehr Reichweite: 280 km sind es beim Ioniq laut NEFZ-Messung, 482 beim Kona nach WLTP.

Weit und stark

Hauptgrund ist die im Unterboden verbaute 64-kWh-Batterie. Angeboten wird der Kona bei uns ausschließlich mit dem starken Motor, dem mit 150 kW (204 PS), die dadurch möglichen 7,6 Sekunden von null auf 100 sind ein sportlicher Wert. Mit 332 bis 1114 Litern ist der Kofferraum nur geringfügig kleiner als beim normalen Kona (361-1143 l), er ist aber klein, weil: kleiner SUV. Ansonsten gilt: großer Wurf. So kommt die E-Mobilität in die Gänge. Fazit Nexo und Kona Elektro? Dabei sein ist gut. Vorn sein ist besser. (Andreas Stockinger, 25.7.2018)