Philipp Lahms Botschaft an Jogi Löw: Er muss härter werden.

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Philipp Lahm, ehemaliger Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, hält den Umgang von Teamchef Joachim Löw mit seinen Spielern für überholt. "Ich bin überzeugt davon, dass Jogi Löw seinen kollegialen Führungsstil der letzten Jahre ändern muss, wenn er mit der neuen Generation von Nationalspielern wieder Erfolg haben möchte", schrieb Lahm in dem sozialen Netzwerk LinkedIn.

Löw müsse den Individualisten des Teams klar machen, dass sie "Verantwortung für die gesamte Mannschaft tragen", schrieb der Weltmeister von 2014 weiter. Dies sei kein Zeichen der Schwäche, sondern der Weiterentwicklung: "Er muss eine Kultur strafferer, klarerer Entscheidungen etablieren als er selbst das gewohnt war."

"Klare Ansprache"

Bei der Erdogan-Affäre um die Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan habe eine solche "klare Ansprache" gefehlt: "Das Trainerteam hat sich darauf verlassen, dass die praktizierte Führungskultur der vergangenen, erfolgreichen Jahre ausreicht, um einmal mehr erfolgreich zu sein", schrieb der langjährige Münchner.

Der 34-Jährige hatte zuletzt in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit betont, dass er einen Neustart mit Löw und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff auf Grundlage einer ehrlichen Analyse für möglich halte. Dafür, schrieb Lahm nun am Donnerstag, müsse der Fokus aber wieder mehr auf ein funktionierendes Kollektiv gelegt werden.

Umgang mit jüngerer Generation

"Der Blick für das Ganze, die Verantwortung des Einzelnen für die Mannschaft tritt als Leistungsmotiv in den Hintergrund", schrieb Lahm. Die junge Spielergeneration, die in Teilen auch Deutschland bei der WM in Russland vertrat, würde sich vorrangig auf die eigene Karriere konzentrieren. "Das muss nicht unbedingt ein Problem sein", findet Lahm, aber es bedürfe eines "kompetenten Umgangs".

Titelverteidiger Deutschland war bei der WM bereits in der Vorrunde ausgeschieden, Löw kündigte anschließend an, seinen bis 2022 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen. Es wird erwartet, dass der Bundestrainer das Gesicht der Mannschaft stark verändern wird. (APA, 13.7.2018)