Ein Posting über Alltagsrassismus in Österreich von einer jungen Bayerin machte auf Facebook die Runde. Das soziale Netzwerk löschte den Beitrag allerdings, weil es gegen die Gemeinschaftsrichtlinien verstoßen soll.

Foto: Screenshot/Wienerin

Die 25-jährige Bayerin Imoan Kinshasa* besuchte kürzlich ein Weinfest in Niederösterreich. Was ihr dort widerfuhr, machte die dunkelhäutige Frau auf Facebook öffentlich. So wurde sie dort von den Gästen wegen ihres Dirndls ausgelacht, von Jugendlichen fotografiert und als "Neger im Dirndl" bezeichnet. Das Posting der Bayerin, die seit zehn Jahren in Österreich wohnt, bekam viel Aufmerksamkeit, wurde nach kurzer Zeit dann aber von Facebook entfernt.

Facebook-Profil gesperrt

Konkret soll sie aufgrund der Benutzung des N-Worts gegen die Gemeinschaftsstandards verstoßen haben – ihr Beitrag soll "Hate-Speech", also Hassrede sein. Zuvor wies das Posting fast 12.000 Likes, 4.000 Kommentare und 5.000 Shares auf. Viele unterstützten die Frau nach den Geschehnissen. Nachdem der Beitrag aber gemeldet und entfernt wurde, wurde auch das Profil der 25-Jährigen für einen Tag gesperrt.

"DAS ist meine Kultur"

Gegenüber dem Medium "Die Wienerin" sagte Kinshasa, dass sie als Kind Ministrantin und Mitglied von Trachen- und Sportverein gewesen war. Aufgewachsen ist sie am Chiemsee. Trotzdem wurde sie auf dem Fest wie "eine Aussätzige" behandelt, wie sie selbst schreibt. "Was habe ich getan? DAS ist meine Kultur. Ich kenne nur Bayern und Österreich. Lederhosen und Bier. Ich fühle mich meiner selbst beraubt. Für diese Leute ist ein "Neger in Tracht" eine Karikatur, für den ein oder anderen gar eine Beleidigung", fügte sie auf Facebook hinzu.

HC Strache und Seehofer

"Wenn die Politik von oben Rassismus legitimiert, dann gibt das den falschen Leuten ein Signal, dass sie ihren Hass offen ausleben können", erklärte die 25-Jährige dem Medium auch die Erwähnung von HC Strache und Horst Seehofer in ihrem Posting. Auf ihrem persönlichen Blog berichtet die junge Frau unterdessen, dass sie erneut für drei Tage auf Facebook gesperrt wurde. Das soziale Netzwerk begründet die Sperre damit, dass sie kürzlich etwas gepostet hat, was gegen die Richtlinien verstoßen hatte.

Bürgermeister entschuldigt sich

Wie die Wienerin berichtet, hat sich auch Andreas Babler, der Bürgermeister von Traiskirchen, bei der Frau entschuldigt. Er lädt sie auch zu einem gemeinsamen Heurigen-Abend ein. "Ich meine das gar nicht als Wiedergutmachung – wie ließen sich deine Erlebnisse wieder gut machen? Es liegt mir wirklich daran, dir "meine" Stadt zu zeigen", fügte der SPÖ-Politiker hinzu. (dk, 13.07.2018)