Salzburg – In einer gepflegten Tischlerei im Ortszentrum von Grödig entstehen Instagram-Stars. Die alte Werkstatt, in der bereits der Großvater Fässer und Wagenräder hergestellt hat, ist heute die Zentrale von Wuux Surfboards. Der 41-jährige Wilhelm Margreiter ist hauptberuflicher Surfboardshaper in Salzburg.

Surfboards bauen in Salzburg? Das ist schnell erklärt: Durch die Almkanalwelle im Süden der Stadt Salzburg hat sich eine Surferszene etabliert. Mehr als 300 Riversurfer sind in Salzburg aktiv, schätzt Margreiter. Aus der Not entstand die Idee, selbst Boards zu bauen, denn der 4,5 Meter breite Almkanal ist von Betonwände umgeben. Normale Surfbretter fürs Meer werden an der künstlichen Welle sehr schnell kaputt, wenn man gegen die Mauer kracht. Voll-Carbon-Rails an den Kanten des Boards sorgen für Langlebigkeit.

An der Almkanalwelle im Süden der Stadt Salzburg kann man den Riversurfern täglich zusehen oder selbst einen Wellenritt wagen.
Wuux Surfboards

Holzverkleidung als Markenzeichen

"Ich habe meine Shapes zusammen mit meinen Teamridern, die täglich auf den Flusswellen in Salzburg, München und Bern unterwegs sind, entwickelt", sagt Margreiter. Er baut Surfbretter, die sich vor allem durch ihre Rundumholzverkleidung oder "Fullwoodjacket", wie es der Shaper nennt, auszeichnen. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. "Ich bin der Einzige, der das Holz um das Rail biegen kann. Daran beißen sich alle die Zähne aus", sagt Margreiter zum STANDARD. Da die Bretter innen aus einem Schaumkern bestehen und nur außen mit Holz verkleidet sind, sind sie mit zwei Kilo auch sehr leicht.

Wilhelm Margreiter baut in Grödig seine Surfboards, die er bis nach Hawaii, Kalifornien oder Norwegen verkauft.
Wuux Surfboards

Die stylischen Boards generieren auf der Onlineplattform Instagram tausende Likes. 80 Prozent des Umsatzes laufe auch über Instagram, erklärt der studierte Architekt, der einen Gewerbeschein als Tischler hat. Seit 2004 baut der 41-Jährige gewerblich Sportgeräte, seit fünf Jahren fast nur noch Surfbretter. Vor etwa zwei Jahren hat er den internationalen Durchbruch geschafft. "Die Leute fliegen hunderte Kilometer aus der ganzen Welt her, um sich das Holz auszusuchen. Das ist für mich so unglaublich", erzählt Margreiter. In 28 Länder der Welt hat er seine Boards bereits verkauft. Vor zwei Wochen war er in Hawaii, um ein Board auszuliefern. "Ich produziere absolut am Limit", sagt der Shaper.

Laborbedingungen an der Almkanalwelle

45 verschiedene Holzsorten verwendet Margreiter für seine Boards. Ob Nuss, Esche, Palisander, Olive oder Ebenholz – von den dünnen Furnierplatten kauft der Shaper immer einen ganzen Bund von einem Baum. Etwa fünf Surfbretter können daraus entstehen. So hat er das Konzept der "Sisterboards" etabliert. "Wir vernetzen die Leute, die Boards vom selben Baum haben, wenn sie wollen." Mittlerweile gebe es Menschen aus Kalifornien, Spanien und Österreich die sich ein Surfbrettfamilientreffen ausmachen.

Eine Surfbrettfamilie: Durch das Konzept der Riverboards bringt Wuux Surfer aus der ganzen Welt zusammen.
Wuux Surfboards

Wagreiter ist nicht der einzige Surfbrettbauer in Salzburg. Auch Gerwin Andreas produziert Riverboards in Salzburg. "Reich werden tut man nicht. Man kann seine Rechnungen zahlen", sagt Andreas. Seine Firma Delight Alliance Surfboards hat er 2014 von einem Freund übernommen, der das Shapen an den Nagel gehängt hat, um als Konditor den Familienbetrieb zu übernehmen. Seither feilt der 31-Jährige in einer kleinen Werkstatt im Salzburger Stadtteil Parsch an den Surfbrettern für Flusswellen.

Seine Teamrider, unter denen die zweifache Europameisterin Janina Zeitler ist, testen die Boards aus und helfen dabei, sie weiterzuentwickeln. "An der Alm kann man super testen. Eine Citywave hat immer genau die gleiche Welle, so kann man gut abschätzen, was das Board macht", erklärt der Surfbrettbauer.

Hau-drauf-Rail für Flusswellen

Als Surfer in den Alpen, abgeschnitten vom Meer, habe man auch andere Problemlösungsansätze. "Wir verwenden Materialien aus dem Skibau und können so aus den immer gleichen Mustern ausbrechen", sagt Gerwin Andreas. Der Shaper hat Surfbretter mit einer sogenannten "Hau-drauf-Rail" entwickelt. Eine Polypropylenfaser schützt die Kante vor Schäden. Der Kern seiner Surfbretter besteht aus Polyurethanschaum. "Ein herkömmliches Surfboard würde an den Betonwänden innerhalb kürzester Zeit an den Kanten brechen und sich wie ein Schwamm mit Wasser ansaugen", erklärt Andreas.

Gerwin Andreas ist ebenfalls Shaper in Salzburg. Seine Surfboards haben eine speziell entwickelte Rail, die vor Schäden schützt.
Foto: Delight Alliance

Etwa drei Wochen arbeitet der Shaper an einem Board. Rund 100 Bretter pro Jahr verkauft der studierte Sportgerätetechniker, der im Winter als Snowboardguide arbeitet. "Wir würden gerne vorfertigen, aber wir schaffen es nicht." Auch an Platz mangelt es mittlerweile. Die Gartenhütte wurde bereits als zweite Werkstatt zweckentfremdet.

Surferszene wächst

Die beiden Salzburger Surfboardshaper sehen sich nicht als Konkurrenten. "Wir sind Freunde. Unsere Boards sind zwar in einem ähnlichen Bereich, aber sehr differenziert", sagt Andreas. Er hat sogar als Praktikant bei Wilhelm Margreiter gearbeitet, bevor er die Delight Alliance übernommen hat. "Wir tun uns nicht weh. Jeder von uns baut ganz andere Boards", sagt auch Margreiter. Das Potenzial an Kundschaft ist jedenfalls groß. Neben den Salzburger Riversurfern wächst die Surferszene auch im benachbarten München an der Eiswelle stetig, und auch in Vösendorf in Niederösterreich gibt es mittlerweile eine stehende Welle in der SCS. (Stefanie Ruep, 15.7.2018)