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Jorge Sampaoli: Nach dem WM-Aus folgt das Aus auf der argentinischen Trainerbank.

Foto: REUTERS/Carlos Garcia Rawlins

Buenos Aires – Nun also doch: Das argentinische WM-Debakel wird Nationaltrainer Jorge Sampaoli wohl den Job kosten. Spätestens am Montag soll die Trennung vom 58-Jährigen offiziell verkündet werden, laut argentinischen Medienberichten habe er jedoch bereits einer Vertragsauflösung zugestimmt. 15 Tage nach dem Achtelfinal-Aus bei einer Weltmeisterschaft, die für Sampaoli ohnehin einem Spießrutenlauf gleichkam, steht Argentinien führungslos vor dem Neuaufbau.

Kehrtwende beim Verband

Sampaoli lässt sich seine Absetzung indessen gut bezahlen. Rund 1,7 Millionen Euro (rund zwei Millionen US-Dollar) soll er als Abfindung kassieren. Auch für den argentinischen Fußball-Verband AFA ist dies ein zufriedenstellender Deal, hätten Sampaoli vertraglich eigentlich rund 7,4 Millionen Euro (8,6 Mio. US-Dollar) zugestanden. Sein Kontrakt beim zweimaligen Weltmeister war ursprünglich bis 2022 datiert.

Kurios wirkt die Trennung, da der Verband noch am vergangenen Dienstag erklärt hatte, vorerst an Sampaoli festhalten zu wollen. Bei einem Krisengespräch mit der Spitze der AFA wurde eine Entscheidung über eine weitere Zusammenarbeit bis zur nächsten Sitzung des AFA-Exekutivkomitees Ende Juli vertagt. Der Aufgabenbereich Sampaolis wurde zunächst sogar erweitert. Er übernahm zusätzlich die Verantwortung für die U20. All das hat nun wohl keine Gültigkeit mehr.

Spannungen während WM

Die Anstrengungen der AFA zeigen, wie belastet das Verhältnis zwischen Verband und Trainer ist. Die Gruppenphase der WM in Russland hatte Argentinien nur mit Ach und Krach überstanden. Unrühmlicher Höhepunkt war die 0:3-Niederlage im zweiten Spiel gegen Kroatien. Auch über Spannungen zwischen Team und Trainer war berichtet worden. So sollen die Spieler um Superstar und Kapitän Lionel Messi noch während des laufenden Turniers den Rücktritt des Coaches gefordert haben.

Der Verband bestritt dies damals und stärkte Sampaoli den Rücken. Doch nach der 3:4-Niederlage in der ersten K.o.-Runde gegen die Franzosen scheint niemand mehr an Erfolg unter Sampaoli, der den Job erst im Sommer 2017 übernommen hatte, zu glauben. Ein neuer, starker Mann muss her – und der Verband hat schon Wunschkandidaten.

Prominenz unrealistisch

Wie die Zeitung Clarin berichtet, sähe AFA-Präsident Claudio Tapia wohl am liebsten Mauricio Pochettino (Tottenham Hotspur), Diego Simeone (Atletico Madrid) oder Marcelo Gallardo (River Plate Buenos Aires) auf der Bank. Dass sie von ihren Klubs loszueisen sind, Gallardo steht darüber hinaus mit der AFA auf Kriegsfuß, ist laut Einschätzung des Blattes höchst unwahrscheinlich. Realistischere Anwärter sollen Matias Almeyda, bis Ende Juni in Mexiko bei Deportivo Guadalajara, und Perus Nationaltrainer Ricardo Gareca sein. (sid, 15.7.2018)