Auf die Gefahr hin, dass es unwissenschaftlich klingt: Der Amurleopard ist ein wunderschönes Tier.
Foto: Emmanual Rondeau

Wladiwostok – Am nordöstlichen Rand seines einstmals gewaltigen Verbreitungsgebiets hat der Leopard eine Unterart mit dichtem Fell hervorgebracht, die gut mit der Kälte ihres Lebensraums zurechtkommt: den Amurleoparden (Panthera pardus orientalis).

Es ist die seltenste Unterart des Leoparden, sie steht mittlerweile seit Jahrzehnten am Rand des Aussterbens. Die letzte wildlebende Population findet man heute in einem kleinen Rückzugsgebiet, in dem Russland, China und Nordkorea aneinandergrenzen.

Kamerafallen geben Aufschluss

Ein internationales Team von Zoologen aus Russland, China und den USA hat nun die Ergebnisse einer neuen Zählung vorgelegt, wie groß der Bestand ist. Basierend auf Beobachtungen durch Kamerafallen, kommen die Forscher auf eine Zahl von 84 Tieren. Das ist extrem niedrig – und doch eine in Prozenten gemessen enorme Verbesserung gegenüber der Situation vor zehn Jahren, als es nur noch etwa 30 Tiere gewesen sein sollen.

Frühere Zählungen basierten vor allem auf den Pfotenspuren der Tiere im Schnee, was allerdings nicht die zuverlässigste Methode ist. Die Kamerafallen ermöglichen es, anhand der Fleckenmuster Individuen zu unterscheiden und damit Doppelzählungen zu vermeiden. Die Fotos belegten außerdem, dass die Forscher nicht die einzigen sind, die international agieren: Etwa ein Drittel der Tiere wurde auf beiden Seiten der russisch-chinesischen Grenze gesichtet.

Rückkehr in verlorene Gebiete

Die Forscher werten dies als Anzeichen für einen Kolonisierungsprozess, der aus der Erholung der Bestände entspringt. Der zu Russland gehörende Teil des Verbreitungsgebiets hat offenbar wieder das Maximum an Besiedlungsdichte erreicht. Auf der Suche nach neuen Revieren dringen die Amurleoparden daher langsam wieder nach China vor, wo sie zuletzt bereits ausgestorben waren. (jdo, 17. 7. 2018)