Die Briten haben eine jahrhundertealte Tradition des zivilisierten Benehmens und der feinen Art (beim Hooliganismus sind sie auch vorn dabei, aber das ist hier nicht das Thema). So gesehen war es nur logisch, dass Donald Trump, der Weltmeister der politischen Disruption, bei seinem Staatsbesuch den Briten gezeigt hat, was eine Harke ist, und die feine englische Art mit einer Demonstration der unfeinen amerikanischen Art konterkariert hat.

Die geht dann so: erst dem Sudelblatt Sun ein Interview geben und es später der Fake-News zeihen; der Premierministerin ausrichten, sie solle sich schleichen; den Brausekopf Boris Johnson als May -Alternative preisen und schließlich beidbeinig über das Protokoll trampeln, indem man der Queen die Verbeugung vorenthält und – Trump first! – fünf Schritte vor ihr einherstolziert. Soll sie halt einen Zahn zulegen, wenn’s ihr nicht passt, der alten Schachtel!

Von Leonard Cohen stammt der schöne Satz, Amerika sei "die Wiege der Besten und der Schlechtesten" ("the cradle of the best and the worst"). Wenn es ums schlechte Benehmen geht, zählt Trump gewiss zu den Besten. Toll wäre es, wenn er sein singuläres Talent nicht an die Politik vergeuden würde, sondern sich als Profi-Troll bei Facebook, als Rüpel-Rapper oder idealer Rüpeldarsteller für Shakespeare-Dramen verdingen würde. Damit wäre nicht nur der Kunst, sondern uns allen geholfen. (Christoph Winder, 15.7.2018)