Damaskus – Syrische Rebellen haben am Sonntag mit dem Abzug aus der ehemaligen Oppositionshochburg Daraa im Süden des Landes begonnen. "Mehrere hundert Kämpfer und einige ihrer Verwandten" seien in 15 Busse gestiegen und hätten die Stadt in Richtung Norden verlassen, berichtete ein AFP-Reporter.

Sieben Jahre, nachdem der Widerstand gegen Machthaber Bashar al-Assad in Daraa seinen Anfang genommen hatte, hat die Regierung die Kontrolle über die Stadt zurückerlangt. Nach AFP-Informationen sollen 750 Menschen aus der Stadt in das weiterhin von Rebellen kontrollierte Idlib im Norden des Landes gebracht werden. Die meisten von ihnen sind demnach Kämpfer sowie einige Familien. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sollen insgesamt 1400 Menschen aus dem Gebiet sicheres Geleit gen Norden erhalten.

Offensive

Die Regierungstruppen hatten vor einigen Wochen die letzten Stellungen von Rebellen in Damaskus und Umgebung eingenommen und sich dann dem Süden zugewandt. Mit Unterstützung Russlands startete das Militär am 19. Juni eine groß angelegte Offensive auf die Provinz Daraa, wo im März 2011 die Proteste gegen Machthaber al-Assad begonnen hatten.

Wochenlange Luftangriffe und Raketenbeschuss zwangen die Aufständischen an den Verhandlungstisch. Der Abzug nach Idlib betrifft Rebellen und Zivilisten, die das am 6. Juli geschlossene Abkommen abgelehnt haben. Die russischen Unterhändler hatten den Abzug von Kämpfern zunächst ausgeschlossen, später dann aber zugestimmt.

Das Abkommen sieht auch die Entwaffnung der Rebellen und die Rückkehr staatlicher Institutionen nach Daraa vor. In den vergangenen Tagen begannen die Aufständischen laut staatlichen Medienberichten mit der Übergabe ihrer Waffen an die Regierungstruppen. Am Sonntag wurde der amtlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge schweres Geschütz und andere militärische Ausrüstung übergeben.

Unterdessen startete das syrische Militär am frühen Sonntagmorgen eine Offensive gegen Stellungen der Rebellen in der südwestlichen Provinz Kuneitra. Es habe mindestens vier Luftangriffe gegeben, etwa 850 Raketen und Granaten seien abgefeuert worden und am Boden gebe es heftige Kämpfe, sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP.

Die Ortschaft Masschara wurde demnach bereits eingenommen. Bislang seien 18 Soldaten der Regierung und 13 Rebellenkämpfer getötet worden, sagte Rahman. Die Beobachtungsstelle hat ihren Sitz in Großbritannien und ihre von Informanten in Syrien stammenden Angaben können nur schwer überprüft werden.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle kontrolliert das syrische Militär mittlerweile mehr als 80 Prozent der Provinz Daraa. Mehr als zwei Drittel Kuneitras weiter westlich, entlang der Grenze zu dem von Israel besetzten Golan, seien dagegen weiterhin in der Hand der Rebellen. (APA, Reuters, 15.7.2018)