Graz – Nach der Suspendierung von vier Mitarbeitern der Psychiatrie am LKH Graz Süd-West erhebt die Volksanwaltschaft generell schwere Vorwürfe gegen die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (Kages). Letztere habe sich in einem Schreiben an den Nationalratspräsidenten über unangemeldete Kontrollen der Expertenteams der Volksanwaltschaft beschwert, anstatt strukturelle Missstände abzustellen.

Den vier suspendierten Krankenpflegern wird vorgeworfen, demente Patienten verbal und körperlich attackiert zu haben. Es handle sich nicht um langjährige Mitarbeiter, sondern um Mitarbeiter, "die zwei Jahre und kürzer bei uns sind", sagte der Leiter der Abteilung für Psychiatrie am LKH Graz Süd-West, Michael Lehofer.

Nur wenn die vier Mitarbeiter gemeinsam Dienst gehabt hätten, soll es zu dem laut Kages "inadäquaten Verhalten älteren Patienten gegenüber" gekommen sein. Eine Kollegin, die die Vorgänge mit ihrem Gewissen nicht mehr habe vereinbaren können, habe der Kages berichtet. Die Staatsanwaltschaft prüft noch, ob ein Strafverfahren eingeleitet wird. Für die suspendierten Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

Die Kommission der Volksanwaltschaft "hat im LKH Graz Süd-West / Standort Süd gravierende Missstände festgestellt, unter anderem zu wenig Personal, kaum bezahlte Fortbildungen, vernachlässigtes Deeskalationstraining, ausufernde Nebentätigkeiten der Fachärzte und desaströse bauliche Situation. Verbesserungen oder gar Strukturreformen sind unterblieben", kritisiert Volksanwalt Günther Kräuter scharf. Strukturmängel in der Psychiatrie seien seit langem bekannt.

Wertschätzender Umgang

"Schwierige Rahmenbedingungen könnten auch zu Formen der psychischen Gewalt führen, die sich in Drohungen, Beleidigungen und Kränkungen äußern. Gerade im Umgang mit psychisch kranken Menschen, die sich zum Teil gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Einrichtung befinden und sich häufig ausgeliefert und hilflos fühlen, sei ein wertschätzender Umgang von besonderer Bedeutung. (red, 16.7.2018)