Jean-Claude Juncker hat diese Woche einiges vor. Am Montag trifft der EU-Kommissionspräsident beim EU-China-Gipfel in Peking seinen Kollegen Xi Jinping. Noch in der Nacht reist er weiter nach Tokio, wo am Dienstag Handelsgespräche mit Japans Premier Shinzo Abe anstehen. Am Mittwoch ist Juncker wieder in Brüssel, leitet die wöchentliche Kommissionssitzung. Am Donnerstag fliegt er nach Madrid zu König Felipe. In zehn Tagen fährt er nach Washington zu US-Präsident Donald Trump.

Rückenschmerzen nach Autounfall

Kein geringes Arbeitspensum – aber Business as usual für den 63-Jährigen, trotz starker Rückenschmerzen als Spätfolge eines Autounfalls. So etwas würde körperlich wohl sogar einem Kanzler im zarten Alter von 31 einiges abverlangen. Womit wir in der österreichischen Innenpolitik wären und bei Österreichs EU-Ratsvorsitz. Sebastian Kurz wird nicht müde zu betonen, wie wichtig dieser ist und wie "proeuropäisch" sein Team.

Seit Freitag ist das nicht mehr glaubwürdig. Die Nummer zwei seines Koalitionspartners FPÖ, Harald Vilimsky, attackierte Juncker in beispielloser Weise, fordert dessen Rücktritt. Man könnte das als Einzelfall hinstellen. Aber es geht offenbar tiefer, die Kampagne läuft auf der FPÖ-Website weiter. Will die FPÖ den EU-Vorsitz in die Luft sprengen? Der Kanzler schweigt. Er fand es nicht der Rede wert, sich beim Kommissionschef zu entschuldigen. Das ist kein Zeichen von Jungdynamik, sondern von Schwäche. (Thomas Mayer, 15.7.2018)