Trainer Didier Deschamps führte Frankreich zum zweiten Weltmeistertitel.

Foto: APA/AFP/GABRIEL BOUYS

Didier Deschamps jubelte. Er hatte seine Franzosen als Kapitän zum Weltmeistertitel geführt, das Finale gegen Brasilien war mit 3:0 eine klare Sache. Parallelwelt? Nein, 1998. Nun gelang Deschamps der Titel auch als Trainer, dieses "Double" schafften zuvor nur Franz Beckenbauer und Mario Zagallo.

"Wasserträger" hatte sein Teamkollege Éric Cantona den defensiven Mittelfeldspieler abschätzig genannt. Schon als Aktiver waren nicht Glitzer und Feuerwerk Deschamps' Metier: Er gewann Bälle, zog Fäden, eine Eminenz mit Sinn für die richtige Entscheidung. "Ich habe den Fußball nie des Spielens wegen gespielt, sondern immer des Gewinnens wegen." Ein Satz, für den man in Brasilien verdammt würde, ein Glaubensbekenntnis, das Frankreich nun neuerlich zum Weltmeister gemacht hat.

Deschamps hatte in Russland eine Offensivabteilung wie aus einer Weltauswahl zur Verfügung, ließ sein Team aber kühlen, abwartenden Fußball spielen. Seit 2012 ist er Teamchef von "Les Bleus", seine Herrschaft fiel dankbar mit dem Erwachsen einer herausragenden Spielergeneration zusammen. "DD" formte aus dieser ein Team, Ego-Eskalationen wie die Trainingsmeuterei bei der WM 2010 sind undenkbar, Starstürmer Karim Benzema musste dem Teamgeist zuliebe zu Hause bleiben. Der 49-Jährige nahm nicht die besten Kicker mit nach Frankreich – er nahm die richtigen.

Der "General" hat 23 Zauberfußballer zu kickenden Zinnsoldaten geschmolzen, zu 23 unterschiedlichen Inkarnationen seiner eigenen Spielerpersönlichkeit. Jeder hat andere Qualitäten, aber jeder tut exakt, was geplant ist. Im System des in Bayonne geborenen Basken rackert Sturmspitze Olivier Giroud im Stil eines Innenverteidigers.

Deschamps war nicht immer ein Disziplinfanatiker. Als Jungprofi in Nantes führte er "kein sehr gesundes Leben", war Stammgast im Wirtshaus. Erst das Kennenlernen seiner späteren Frau Claude hat den damals 18-Jährigen "beruhigt", wie er sagt. Von Nantes wechselte der 1,69 Meter große Mittelfeldmann zu Marseille, er wurde dort zweimal Meister und war 1993 der jüngste Kapitän eines Champions-League-Siegers.

Deschamps' mit je einem WM- und EM-Titel dekorierte Spielerkarriere endete 2001, 2004 führte der Vater eines Sohnes den AS Monaco bei seiner ersten Trainerstation sensationell in das Champions-League-Finale. Derartige Erfolge konnte er nicht wiederholen – bis 2018. (Martin Schauhuber, 15.7.2018)