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Wer bei Amazon oder anderen Online-Plattformen einkauft, verlässt sich oft auf die Bewertungen – in vielen Fällen aber zu Unrecht.

Foto: Mark Lennihan / AP

Wie gut ein Produkt oder auch ein Lokal auf Plattformen wie Amazon und Google bewertet ist, spielt für die Wahl der Konsumenten eine immer wichtigere Rolle. Insofern ist es nicht überraschend, dass es Versuche gibt, dieses System zu manipulieren. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" deckt nun einen solchen Fall auf und wirft damit einmal mehr die Frage auf, wie glaubwürdig solche Systeme sind.

"Unabhängigkeit"

Marketingunternehmen wie die Firmen Fivestar und Goldstar werben ganz offen damit, Nutzer an Firmen zu vermitteln, die dann ihre Produkte besprechen. Nach außen betont man dabei, dass diese Tests "authentisch" und "unabhängig" seien, die Realität dürfte diesen Behauptungen aber kaum standhalten, wie die Recherche des Nachrichtenmagazins ergibt.

So würden sich in vielen dieser Bewertungen Nutzer zu Wort melden, die hunderte Kilometer vom jeweils getesteten Geschäft entfernt seien. Das mag bei Amazon noch gehen, bei Lokalen oder gar der Besprechung einzelner Ärzte, wie sie die Marketingfirmen für das darauf spezialisierte Bewertungsportal Jameda verkaufen, wird das aber schnell unglaubwürdig. Die Geschäftsbedingungen von Goldstar schreiben explizit vor, dass die kommentierenden Nutzer sowohl vor Ort gewesen sein müssen als auch unabhängig ihre Meinung äußern dürfen.

Auch Zweiteres erscheint zweifelhaft: Immerhin haben die Unternehmen, die sich über solche Firmen Besprechungen vermitteln lassen, wohl kaum ein Interesse an negativen Bewertungen. So heißt es denn auch bei vielen solche Aufträgen, dass sich der Kunde eine positive Besprechung wünscht. Trotzdem sind die Marketingunternehmen davon überzeugt, dass die Tester, die für ihren Job zwischen zwei und fünf Euro pro Besprechung bekommen, vollkommen frei agieren können.

Hintergrund

Generell bewegen sich die Aktivitäten solcher Unternehmen in einem Graubereich: Sowohl Amazon als auch Google betonen prinzipiell, dass der direkte Kauf von positiven Bewertungen untersagt ist. Das erklärt auch, warum die Marketingunternehmen so auf die Unabhängigkeit ihrer Tester pochen, immerhin würden sie ja nur Besprechungen vermitteln, nicht das Ergebnis vorgeben – was den Richtlinien nicht widerspricht.

Sowohl Amazon als auch Jameda streichen heraus, dass man laufend nach auffälligen Bewertungen sucht und diese löscht. Google wiederum verweist darauf, dass die Nutzer zusätzlich auch selbst verdächtige Besprechungen melden können. (red, 16.7.2018)