Ein ganz normaler nicht ganz normaler Amerikaner: Mark Oliver Everett spielt mit den Eels in Feldkirch und Wien.

Gus Black / Pias

Seine Depressionen, seine seltsame Kindheit und Jugend sowie Rockmusik als Ventil und Ausweg aus diesem Dilemma – das sind seit den frühen 1990er-Jahren die Themen des Mark Oliver Everett und seiner Band Eels.

Dabei fielen einige kauzige Meisterwerke ab, mittlerweile hat man sich an Everetts Ausschlachtungen seines labilen Gemütszustands gewöhnt. Der belegte Gesang, der daraus hervorbrechende Zorn, das kennt die Fangemeinde des sich selbst knapp "E" nennenden US-Amerikaners zur Genüge. Weshalb ein Album wie das im heurigen Frühjahr erschienene The Deconstruction keine besonderen Überraschungen bereithielt.

Powerpop und härter

Immerhin ist The Deconstruction ihm nun Anlass, nach längerer Absenz wieder einmal durch Österreich zu touren. Montag in Feldkirch beim Poolbar Festival, am Dienstag gastiert er Open Air in der Wiener Arena. Die Eels werden gemeinhin im Powerpop verortet. E kann aber auch härtere Gangarten, die er mit Elementen aus dem Funk anreichert.

The Deconstruction ist ein eher lauwarmes Album geworden. Midtempo-Songs, eingängig zwar, gekennzeichnet aber zuvorderst von ihrer Verwechselbarkeit. Ein Song wie Rusty Pipes könnte von fast jedem seiner bisherigen zwölf Alben mit den Eels stammen. Man kann das seine Handschrift nennen, oder Stillstand.

Nett, aber austauschbar. Rusty Pipes von den Eels.
OfficialEels

Dem 55-jährigen Sohn eines berühmten US-Physikers wird es egal sein. Für ihn ist die Musik ein Umgang mit seinen Dämonen. Dass dabei großartige Ergebnisse abfallen, lässt sich nicht nur auf einigen seiner Alben nachhören, seine vor zehn Jahren veröffentlichte Autobiografie Things the Grandchildren Should Know zählt genauso dazu und versöhnt mit dem Mann, selbst wenn er musikalisch einmal nicht gerade überzeugt.

Live haben die Eels noch jedes Mal entsprochen, mit E, der als seltsamer Amerikaner seltsame Songs über sein seltsames Leben in einem seltsamen Land singt. Mit dem Furor des Punk, mit dem Idiom eines gekränkten Kindes, mit der Fantasie eines Nerds.

Die Popkultur liebt Gestalten wie ihn, die "Beautiful Freaks", die er selbst auf seinem ersten Eels-Album vor 22 Jahren schon besungen hat. Alles ist gut, solange die Medikation stimmt. Und die Lautstärke. (Karl Fluch, 16.7.2018)