Kodi ist bei Filmpiraten äußerst populär.

Foto: San Diego Union Tribute

Kodi ist ein geniales Open-Source-Mediacenter. Die Software ist kostenlos für Linux, Windows, macOS, iOS, FreeBSD und Android verfügbar, entwickelt wird sie ausschließlich von Freiwilligen. Mit Kodi ist es einfach möglich, Filmdateien von der Festplatte auszulesen und diese bequem an einem Platz anzuzeigen und zu konsumieren. Mittels Plugins kann das Mediacenter mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden – so gibt es etwa Applikationen für Youtube, Hulu, aber auch für den heimischen Rundfunk ORF.

Entwicklern ein Dorn im Auge

Da jedermann Anwendungen für Kodi entwickeln und über sogenannte Repos vertreiben kann, erfreut sich das Mediacenter auch großer Popularität bei Filmpiraten. Den Betreibern von Kodi ist dies ein Dorn im Auge, wirklich verhindern lässt sich dies aber aufgrund der Open-Source-Natur der Anwendung nicht. Auch die Tatsache, dass zuhauf TV-Boxen mit der kostenlosen Anwendung verkauft und mit vorinstallierten Piracy-Anwendungen ausgeliefert werden, stört Entwickler wie Rechteinhaber.

Europäischer Gerichtshof sogar involviert

Kodi-Boxen mit derartigen Applikationen haben bereits den Europäischen Gerichtshof beschäftigt. Ein Niederländer verkaufte diese online und ging bis zur letztmöglichen juristischen Instanz vor. Das Gericht bestätigte die vorherigen Entscheidungen: TV-Boxen mit Kodi vorinstalliert sind legal, sind allerdings Piracy-Anwendungen mitinstalliert, ist der Verkauf verboten. Auch auf Amazon sind derartige Geräte mittlerweile nicht mehr verfügbar.

Katz-und-Maus-Spiel

Allzu kompliziert ist die Installation derartiger Anwendungen allerdings nicht. Auf einschlägigen Seiten und Subreddits erhält man schnell Auskunft darüber, welche Anwendungen aktuell funktionstüchtig sind. Das Katz-Maus-Spiel zwischen Entwicklern von solchen Applikationen und den Behörden führt nämlich dazu, dass immer wieder neue Software auftaucht. Zumeist handelt es sich dabei um einen Fork bisheriger Software. Die populärsten Plugins heißen etwa Gaia, Placenta oder Incursion.

Komfortfunktionen für besseres Netflix

Sie bieten zumeist unkomplizierten Zugang zu einem schier unendlichen Film- und Serien-Angebot. Die Macher eifern mit Komfortfunktionen wie Tracking des Fortschrittes oder der Verknüpfung mit Portalen wie Internet Movie Database dem Bezahlservice Netflix nach. Dabei verlinken sie allerdings nur alle auf Filme und Serien, die auf verschiedenen Hostern angeboten werden. Kostenpflichtige Download-Services wie Real-Debrid oder Premiumize ermöglichen noch schnelleren Zugang und das Streaming von 4K-Inhalten.

Malware und Urheberrechtsverletzung

Nutzer der Services sind allerdings mit zwei konkreten Gefahren konfrontiert: Einerseits ist es mit den Applikationen möglich, auch Torrent-Streams zu nutzen. Hier findet aber gleichzeitig ein Upload statt, was eine Straftat darstellt. Ferner ist es auch so, dass man sich auf diesem Wege auch sehr schnell Malware einfangen kann. Die Entwickler von Kodi haben deswegen eine Sicherheitsfunktion implementiert, so muss die Installation von inoffiziellen Anwendungen explizit erlaubt werden.

Immer härteres Vorgehen

Dass der Gesetzgeber in illegalen Kodi-Applikationen ein immer größeres Problem sieht, zeigt ein Blick nach Großbritannien. Dort wurden im April 2018 zwei Anbieter von TV-Boxen mit Kodi und Piracy-Apps zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Auch gegen die Macher der Apps wird immer stärker vorgegangen. Im November 2017 soll etwa ein großer Schlag gegen die Szene gelungen sein. Damals beendeten etliche Entwickler ihre Arbeit nach Androhung rechtlicher Schritte, die Apps selber tauchten nach kurzer Zeit allerdings woanders wieder auf. (Daniel Koller, 6.8.2018)