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Hacker sind die neuen Bankräuber, so Experten aus der Finanzindustrie.

Foto: Reuters/Marcus

Die Staatssekretärin im Innenministerium, Karoline Edtstadler (ÖVP), hat am Montag bei einer von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Brüssel veranstalteten Konferenz zu Cybersecurity betont, es sei eine Pflicht, das entsprechende EU-Gesetzespaket bis Jahresende abzuschließen. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny erklärte, dass es wöchentlich Cyberattacken auf österreichische Banken gebe.

"Bankraub ist quasi ausgestorben, stattdessen gibt es heute die Hacker", betonte Nowotny. Das seien die Herausforderungen, mit denen wir heute leben müssten, meinte er. Die Banken hätten aber "ein riesiges Interesse daran, das Vertrauen in ihr Geschäft aufrechtzuerhalten". Eine 100-prozentige Sicherheit werde es nie geben, so Nowotny, "man muss lernen, damit umzugehen".

Blockchain

So sei etwa Blockchain ein technologisches Konzept, das durchaus Relevanz habe. "99 Prozent der Zentralbanken" würden aber Cyberwährungen nicht als echte Währungen betrachten, sondern eher als zusätzliche Möglichkeit. Cyberkriminalität sei ein Problem der IT, außer bei Zahlungen, hier seien die Zentralbanken zuständig. "Wir Zentralbanken sind dafür gerüstet", versicherte der OeNB-Gouverneur, der auch meinte, "die Zentralbanken sind sich sicher, dass es Bargeld auch in der Zukunft geben muss".

Edtstadler betonte, dass es bei Cyberattacken ein rasantes Wachstum gebe und 2017 schon 80 Prozent der europäischen Firmen davon betroffen gewesen seien. Gerade Klein- und Mittelbetriebe (KMU), auf denen der europäische Binnenmarkt beruhe, seien darauf oft nicht vorbereitet.

Vertrauen in digitale Produkte stärken

Daher gelte es, das Vertrauen in digitale Produkte zu stärken und den digitalen Binnenmarkt zu vollenden, so Edtstadler. Dafür sei ein Mix an Maßnahmen notwendig, wie etwa die digitalen Fähigkeiten von jungen Leuten und Berufstätigen zu verbessern. Auch brauche es bessere grenzüberschreitende Kooperation und eine genaue Definition, was überhaupt ein Cyberverbrechen sei.

Philipp Amann – der Kärntner leitet die 20-köpfige Strategieabteilung des European Cybercrime Centers von Europol – meinte, es sei notwendig, die Strafvollzugsbehörden an den Tisch zu bringen. "Kriminelle lernen auch dazu, so sind wir immer herausgefordert", sagte Amann. "Wenn wir erfolgreich sind, ergibt das einen nachhaltigen Einfluss auf die Cybersicherheit." Auch müsse die Prävention im Bereich der Internetsicherheit in einem möglichst frühen Alter erfolgen.

Kampf "in das Herz der Finanzindustrie verpflanzen"

Tim Hermans, Direktor der belgischen Nationalbank, sagte, der "Kampf gegen die Cyberkriminalität muss in das Herz der Finanzindustrie verpflanzt werden". "Der Schlüssel ist der Austausch von Informationen", denn oft hätten Firmen zu wenig getan, um ihre Systeme zu schützen und Attacken dann geheim gehalten.

Andreas Falkenberg – Berater und White-Hat-Hacker, also jemand, der Netzwerke und Systeme testet, um deren Leistung zu untersuchen und Anfälligkeiten auf Angriffe herauszufinden – meinte, Finanzinstitute seien sich mittlerweile des Risikos bewusst. Manchmal "ist es uns nicht gelungen, in ein System zu hacken, oft wurden aber auch Sicherheitssysteme nicht richtig implementiert". (APA, 16.7.2018)