San Jose – UN-Generalsekretär António Guterres hat einen sofortigen Stopp der Gewalt in Nicaragua gefordert. Es sei nicht akzeptabel, dass es Tote in dem mittelamerikanischen Land gebe, sagte Guterres am Montag in Costa Ricas Hauptstadt San Jose, wo er Staatspräsident Carlos Alvarado traf. Zudem müsse der Friedensdialog in Nicaragua wiederaufgenommen werden, um die Krise zu lösen.

Bisher hatte sich Guterres noch nicht so ausdrücklich zu dem Konflikt geäußert. So hatte ihm die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch vorgeworfen, sich nicht deutlich genug für ein Ende der Gewalt in Nicaragua einzusetzen.

Ortega-Regime redet Opferzahlen klein

Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften, regierungsnahen Paramilitärs und Regierungsgegnern kamen in Nicaragua nach Angaben von Menschenrechtlern bereits mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Regierung spricht von rund 50 Toten.

Zuletzt hatten Unbekannte einen Brandanschlag auf ein Caritas-Zentrum verübt. Wie die Tageszeitung "El nuevo Diario" laut Kathpress berichtet, ist eine Niederlassung des kirchlichen Hilfswerks in Sebaco in der Unruheprovinz Matagalpa im Nordwesten Nicaraguas in Flammen aufgegangen. Offenbar gab es bei dem Anschlag keine Verletzten. Erst am Sonntag war der nicaraguanische Bischof Juan Abelardo Mata in seinem Auto beschossen worden, blieb nach Angaben der Bischofskonferenz aber unverletzt. Der Angriff wird regierungsnahen Paramilitärs zugeschrieben. Vor gut einer Woche war Managuas Weihbischof Silivo Baez bei einer Attacke von regierungsnahen Paramilitärs in einer Kirche leicht verletzt worden.

Beim Treffen der Außenminister der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten und ihren EU-Kollegen in Brüssel verurteilten 13 lateinamerikanische Länder die Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte in Nicaragua. Zudem lehnten sie die Gewalt ab. Die gemeinsame Erklärung wurde unter anderem von Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica und Mexiko unterschrieben.

Mehr als 10.000 Flüchtline im Nachbarland

Costa Rica habe bereits mehr als 10.000 Gesuche für Schutz von nicaraguanischen Staatsbürgern erhalten, schrieben der costa-ricanische Friedensnobelpreisträger Óscar Arias und weitere Ex-Präsidenten des Landes in einem Brief an Guterres.

Der nun fast drei Monate andauernde Konflikt hatte sich an einer geplanten Sozialreform entzündet. Mittlerweile fordern die Demonstranten allerdings den Rücktritt des autoritären Präsidenten Daniel Ortega, ein Ende der Gewalt und eine freie Presse. (APA, 17.1.2018)