Lava vom Kīlauea fließt ins Meer. Dabei können enorme Explosionen auftreten.
Foto: APA/AFP/US Geological Survey

Hawaii – Es qualmt, es brodelt und zischt, und die Lava glüht in allen Rotschattierungen: Wenn sich die Erde auftut und geschmolzenes Gestein zutage tritt, dann ist das immer ein eindrucksvoller Anblick – wer möchte da das geologische Spektakel nicht gern aus der Nähe sehen? Leider vergisst man – wie im jüngsten Beispiel vor der Küste von Hawaii –, dass die scheinbar kalkulierbaren Vulkane eine Naturgewalt sind, die, wenn sie explosionsartig entfesselt wird, ganze Inseln in die Luft sprengen kann.

Was war, aus geologischer Sicht, am Ocean Entry auf Big Island östlich des Kīlauea-Hauptkraters geschehen? Ein Ausflugsboot des Unternehmens Lava Ocean Tours mit bis zu 50 Passagieren hatte sich der Haupteintrittsstelle von Lava in den Ozean nach Angaben des Kapitäns bis auf rund 200 Meter genähert, als es dort zu einer schweren sogenannten phreatomagmatischen Explosion kam. Bei solchen Eruptionen treffen größere Mengen flüssiger Lava auf Wasser – in diesem Fall auf Meerwasser.

Die Karte zeigt, wo Lava am Osthang des Kīlauea auf den Ozean trifft.
Karte: USGS

Mächtige Eruptionen

Derartige "Begegnungen" zählen zu den mächtigsten vulkanischen Aktivitäten. Genau genommen spielt nur bei wenigen Eruptionen die Kombination von Wasser und Magma keine Rolle. Kommt das flüssige Gestein mit dem Meerwasser in Kontakt, verdampft dieses mit hoher Geschwindigkeit: Es explodiert. Dabei schießt eine Wolke aus heißem Dampf, Gas, Lavasplittern und größeren Brocken zum Himmel.

Videobilder zeigen, wie enorm die Eruption vor Big Island tatsächlich war: Zunächst schoss eine rotglühende, mindestens 100 Meter hohe Eruptionssäule empor, gefolgt von einer Dampfwolke, die sich schnell ausbreitete. In der Wolke zuckten sogar einige vulkanische Blitze auf.

Video: Selbst aus 200 Metern Entfernung wirkt die Eruption gewaltig.
Big Island Video News

Kurz darauf geriet das Touristenboot in einen regelrechten Gesteinsregen: Sind die ausgeworfenen Pyroklasten (vulkanische Gesteine) walnussgroß oder kleiner, spricht man von Lapilli. Was das Boot jedoch außerdem noch getroffen hat und dabei 23 Menschen zum Teil erheblich verletzte, war eine größere Anzahl von Lavabomben – Pyroklasten von erheblich größerem Umfang. Eine der "Bomben" durchschlug sogar das Dach des Bootes.

Manche dieser Brocken können Durchmesser von mehreren Metern erreichen. Im konkreten Fall blieben sie jedoch glücklicherweise weit kleiner (Bilder vom betroffenen Boot gibt es hier). Ihre oft runde, längliche Form entsteht, wenn sie beim Erkalten während des Fluges um die eigene Achse rotieren.

Bild nicht mehr verfügbar.

Nicht immer ergießt sich das geschmolzene Gestein so "friedlich" ins Meer.
Foto: AP/Jae C. Hong

Hätte das Unglück verhindert werden können? Das werden wohl die kommenden Untersuchungen klären müssen. Die von der US Coast Guard festgelegte No-Go-Zone erstreckt sich normalerweise bis 300 Meter von der Küste entfernt. Drei Tourbetreiber mit besonders erfahrenen Kapitänen und entsprechenden Kenntnisnachweisen, darunter auch Lava Ocean Tours, durften sich bisher dem Ocean Entry bis auf 50 Meter nähern. Diese Spezialgenehmigungen wurden nun freilich bis auf weiteres zurückgezogen. (tberg, 17.7.2018)