Zagreb – Die Kroaten haben ihrem Nationalteam trotz der 2:4-Niederlage im WM-Finale gegen Frankreich einen begeisterten Empfang bereitet. Auf dem Flughafen in Zagreb wurde die Mannschaft am Montagnachmittag von den Fans mit "Champions, Champions"-Sprechchören begrüßt. Luftwaffenjets hatten das aus Russland kommende Flugzeug mit den Kickern nach Erreichen des kroatischen Luftraums eskortiert.

Die Nationalspieler fuhren vom Flughafen mit einem offenen Bus zum Ban-Jelačić-Platz. Anschließend empfing Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović die Vizeweltmeister an ihrem Amtssitz und zeichnete sie mit Orden aus. Bei dieser Fahrt jedoch enterte der ultranationalistische Sänger Marko Perković, bekannt als Frontmann der nach seinem Spitznamen benannten Band Thompson, das Gefährt. Dem 51-Jährigen, der am kroatischen Unabhängigkeitskrieg teilgenommen hatte, wird immer wieder Sympathie für die faschistische Ustascha-Ideologie vorgeworfen.

Ivan Rakitić posiert mit Marko Perković.

Haiders Gast

Bei seinen Konzerten sang er wiederholt Lieder, die den Ustascha-Staat glorifizieren. So etwa das Machwerk "Jasenovac i Gradiška stara" über die Verbrechen in den beiden kroatischen Konzentrationslagern des Zweiten Weltkriegs. 2004 wurde ein Thompson-Konzert in Amsterdam verboten, 2009 ein Auftritt in Luzern abgesagt. Im Jahr 2008 wurde Perković vom damaligen Landeshauptmann Jörg Haider persönlich nach Kärnten eingeladen. Das geplante Konzert wurde nach Kritik aus "sicherheitstechnischen Gründen" abgesagt.

Sowohl Perković als auch seine Fans skandieren bei Gelegenheit immer wieder den verrufenen Slogan "Za dom spremni" ("Für die Heimat – bereit!"), den Wahlspruch und Gruß der Ustascha-Bewegung. Während deren Herrschaft (1941–1945) wurden in Kroatien hunderttausende Serben, Roma, Juden und politische Gegner ermordet.

Marko Perković neben Luka Modrić
bei den Feierlichkeiten auf dem Ban-Jelačić-Platz.
Foto: imago/Pixsell

"Faschistischer Dreck"

Am Montag nun posierte Kroatiens Star Ivan Rakitić mit Perković. Unter ein Instagram-Post schrieb der Barcelona-Mittelfeldspieler: "Der einzige echte König ist angekommen. Hoppauf, Kroatien!" Auch Luka Modrić plauderte mit dem Sänger. Offenbar war es der explizite Wunsch der Teamspieler, Perković bei der Feier auftreten zu lassen. Der kroatische Fußballverband setzte das durch – anscheinend gegen den Willen der Organisatoren. Nicht alle fanden das gut. "Dieser faschistische Dreck muss mir den Tag verderben ... aber er wird es nicht. Heute nur Kroatien", twitterte Krešo Beljak, Chef der Bauernpartei.

Im Zentrum Zagrebs jedenfalls strömten Hunderttausende mit Landesflaggen auf den Straßen und Plätzen zusammen, um die Vizeweltmeister als Helden zu feiern. Die Kroaten hatten mit dem Finaleinzug ihr bisher bestes WM-Abschneiden, den dritten Platz 1998, übertroffen.

Die Eisenbahn bot Tickets zum halben Preis an, damit Fans zum Empfang des Teams in die Hauptstadt reisen konnten. Die Stadtverwaltung hatte angeordnet, dass die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel am Montag gratis ist. (Michael Robausch, 17.7.2018)