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Valletta – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die das von den Regierungen Italiens, Deutschlands und Österreichs kritisierte Hilfswerk Sea Watch mitfinanziert, weist laut Kathpress Kritik an den Aktionen der zivilen Seenotretter im Mittelmeer zurück. "Der Vorwurf, sie arbeiteten den Schleppern in die Hände, kriminalisiert sie und ihren wertvollen Dienst", hieß es am Montag in Valletta.

Die Helfer retten Bootsflüchtlinge, die in Seenot seien, betonte der EKD-Migrationsexperte Präses Manfred Rekowski in der maltesischen Hauptstadt. Der Vorwurf der Beihilfe zur Schlepperei sei auch deshalb absurd, weil geltendes internationales Seerecht eingehalten werde und alle Einsätze von der zuständigen staatlichen Rettungsleitstelle koordiniert seien.

Pflicht zur Seenotrettung

"Die Pflicht zur Seenotrettung ist eine unbedingte Verpflichtung, unabhängig, ob die Notlage von den zu rettenden Personen selbst und/oder schuldhaft herbeigeführt wurde", so der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der EKD. Der Präses der evangelischen rheinischen Landeskirche hält sich derzeit in Malta auf, um sich über die Lage von Flüchtlingen und die Arbeit von Helfern zu informieren. Er äußerte sich im Anschluss an ein Treffen mit Crew-Mitgliedern des Seenotretters Sea Watch.

Bis vor kurzem seien die zivilen Seenotrettungsorganisationen noch für ihren humanitären Einsatz öffentlich gewürdigt worden. Dass sich die Stimmung in der EU nun derart gedreht habe, beschäftige die Aktiven vor Ort, so Rekowski. "Die Seenotretterinnen und -retter sind nicht die Ursache der Flucht über das Mittelmeer, sondern die Reaktion auf eine Entwicklung, die auch Ergebnis einer falschen Flüchtlingspolitik ist."

Mittlerweile verliert laut Angaben von Sea Watch jeder Siebente, der die Überfahrt nach Europa wagt, sein Leben – weit mehr als in den Vorjahren. Im Juni, seit keine Seenotschiffe mehr von Malta auslaufen dürfen, seien 629 Flüchtlinge nachgewiesenermaßen ertrunken, beinahe so viele wie in den übrigen Monaten des laufenden Jahres zusammen (663). Im Juli hätten bereits mindestens 233 Menschen bei der Überfahrt ihr Leben verloren, damit erhöhe sich die Gesamtzahl der erfassten Toten bei über 1.400; die Dunkelziffer liege weit höher. (APA, 17.7.2018)