Wien – Zum ersten Mal in der langen gemeinsamen Archäologiegeschichte sind türkische Studenten dieser Tage bei Lehrgrabungen in Kärnten im Einsatz. Das teilte das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI), das heuer nach diplomatischen Zerwürfnissen zwischen Wien und Ankara die traditionsreichen Grabungen in der antiken Stadt Ephesos wieder aufgenommen hat, am Dienstag mit.

Mit dem ausschließlich von privaten Spenden vom Verein "Gemeinsam für Europa – Österreichisch Türkische Zusammenarbeit" (ÖTZ) getragenen Ausbildungsprojekt will man "die Beziehungen zwischen österreichischen und türkischen Institutionen verstärken und damit auch zeigen, dass trotz politischer Spannungen die Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher und menschlicher Ebene hervorragend funktioniert", so Sabine Ladstätter, Direktorin des an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angesiedelten ÖAI.

Während der Austausch in den rund 125 Jahren der Zusammenarbeit bisher vor allem darauf beruhte, dass österreichische Archäologen in Kooperation mit türkischen Kollegen auf Ausgrabungen in der Türkei arbeiteten, gehe man nun den umgekehrten Weg.

Ausgrabungen in Kärnten

Im Rahmen ihres dreiwöchigen Aufenthalts sind die türkischen Nachwuchs-Archäologen nun gemeinsam mit österreichischen Studenten an den Ausgrabungen in der Kirche des Heiligen Johannes des Täufers und auf dem angeschlossenen Friedhof am Fuße des Hemmabergs in Jaunstein (Kärnten) engagiert. Dabei sollen sie Methoden für das Freilegen von Kirchenarchitektur und menschlicher Überreste besser kennenlernen. "Gerade auf dem Gebiet der Gräberfeldarchäologie gibt es in der Türkei Aufholbedarf", so Ladstätter. Neben dem ÖAI, dem Landesmuseum für Kärnten sowie der Universität Wien, sei nun auch die Ankara Universitesi in das Projekt eingebunden. (APA, 17.7.2018)