Rom – Die spanische NGO "Proactiva Open Arms" hat am Dienstag schwere Vorwürfe gegen die libysche Küstenwache erhoben. Diese habe eine Frau und ein Kind an Bord eines Fischerbootes sterben lassen, weil sie nicht in ein libysches Schiff einsteigen wollten, twitterte der Chef der Hilfsorganisation, Oscar Camps.

"Die libysche Küstenwache hat davon berichtet, für 18 Menschen in einem Boot humanitäre Hilfe geleistet zu haben. Sie hat aber nicht gesagt, dass sie zwei Frauen und ein Kind an Bord des Bootes gelassen haben und dieses versenkten, weil die beiden nicht in das libysche Schiff einsteigen wollten", teilte Camps mit.

Auf Twitter zeigte Camps das Foto des Wracks des Bootes mit den schwimmenden Leichen einer Frau und eines Kindes. Das NGO-Schiff habe die zweite Frau retten können, hieß es. Die spanische Hilfsorganisation beklagte fehlende Rettungseinsätze in internationalen Gewässern.

Zwei "Proactiva Open Arms"-Schiffe in libyschen Gewässern

Laut dem italienischen Innenminister Matteo Salvini befinden sich derzeit zwei Schiffe von "Proactiva Open Arms" in libyschen Gewässern. "Sie warten auf ihre Menschenladung. Sie sollen Zeit und Geld sparen: Die italienischen Häfen werden sie nur auf einer Postkarte sehen", twitterte der Vizepremier und Chef der rechtspopulistischen Lega.

Die Regierung aus der Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung hat privaten NGO-Schiffen im Juni die Einfahrt in Italiens Häfen verboten. Dieses Verbot will Salvini auch auf die Schiffe offizieller internationaler Missionen im Mittelmeer ausweiten, um den Druck auf die anderen EU-Staaten zu erhöhen, Flüchtlinge aufzunehmen.

Sechs EU-Staaten – Deutschland, Spanien, Portugal, Malta, Frankreich und Irland – hatten sich nach einem Aufruf des italienischen Regierungschefs Giuseppe Conte bereiterklärt, einen Teil der rund 450 am Samstag von der EU-Grenzschutzbehörde geretteten und in Italien gelandeten Migranten aufzunehmen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) lehnte dies in einem Antwortschreiben unter Verweis auf die hohe Aufnahmequote Österreichs ab. Pro Kopf gerechnet haben Deutschland, Österreich und Schweden im vergangenen Jahr laut Eurostat EU-weit die meisten Asylwerber anerkannt. (APA, 17.7.2018)