Harald Schmidt im Gespräch mit Clarissa Stadler.

Foto: screenshot/tvthek.orf.at

Nun ist es auch schon vier Jahre her, dass der Zeitgeist von Talkmaster Harald Schmidt Abschied nahm. Zuletzt erheiterte der Mann mit dem Bankschalterblick, der eine subversive Pointenwerkstatt kaschiert, im Äther des Privat-TVs fast nur noch sich selbst. Der Zeitgeist hatte weggezappt, Schmidt wurde ein Genie der Untätigkeit. Irgendwie seltsam.

Jenes nette Gespräch, das Clarissa Stadler im ORF-"Kulturmontag" mit dem Flaneur auch über dessen "Lieblingsschriftsteller" Thomas Bernhard führte, begleitet Verwunderung, warum es für Schmidt keinen fixen TV-Platz mehr gibt. Seine Selbstbeschreibung liefert zwar Indizien: "Ich bin ein Rentner, der nicht darauf achtet, ob jemand falsch parkt. Ich bin Familienchauffeur, bin mein eigener Mäzen, ein Privatgelehrter, der nichts forscht." Wer so viel ist, muss die Showhektik nicht vermissen. Ist aber schade und sollte TV-Verantwortlichen schwer zu denken geben.

Kultureinladungen, wie diese des ORF, der Schmidt bei den Festwochen Gmunden besuchte, nimmt er immerhin an. Das jedoch darf nicht genügen. Wie er als eine Art spontaner König der Tiefstapler versucht, gewisse Missverständnisse bezüglich seiner Kultiviertheit auszuräumen, zeigt, was dem TV entgeht.

"Ich wundere mich, dass ich als Kenner gelte. Ich habe nur ein paar Kapitel aus Zauberberg gelesen oder Mann ohne Eigenschaften. Im Grunde habe ich aber nichts gelesen. Ich sag das immer, man hält es aber für eine Pointe." Es sei dies aber die ganze Wahrheit, auch von Bernhard habe er, Schmidt, keine Prosa konsumiert. So jemand muss Zeit haben, und Schmidt gibt ja zarte Hoffnung. Gerne käme er wieder – zum Plausch und gerne "zu jedem Thema"! (Ljubisa Tosic, 18.7.2018)