Calexico spielen am Donnerstag in der Arena für das Gute.

City Slang

Algiers spielen am Donnerstag in der Fluc Wanne gegen das Böse.

Matador Rec.

Anstrengend, aber super. Die Band Algiers gehört zu den wenigen Formationen der letzten Jahre, denen es gelingt, eine sehr originäre Musik zu produzieren. Zwar lassen sich Einflüsse wie Industrial, Post Punk, Gospel und eine Neigung für Afrobeat erkennen, die Mischung macht‘s aber aus. Algiers kommen aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Dort ist es ziemlich heiß, die von der Hitze geborenen Südstaatenmythen gibt es im Laden ums Eck zu kaufen, und was sich aus den Grabinschriften des örtlichen Friedhofs zusammendichten lässt, frage nicht.

Diesen Donnerstag gastiert die Band im Wiener Fluc, am 28. Juli in Feldkirch beim Poolbar Festival. Zwei Alben haben Algiers bislang veröffentlicht. Während das im Vorjahr erschienene The Underside Of Power etwas glatt klingt, dabei aber immer noch an die Klasse von TV On The Radio erinnert, strahlt das 2015 veröffentlichte titellose Debüt wie ein dunkler Edelstein.

Gstanzln am Höllentor

Ein Song wie Blood vereint Elemente aus dem Gospel und scheppernden Prison Songs mit Bildern des Southern Gothic. Das ergibt heftige Gstanzln am Höllentor in der Tradition von Billie Holidays Strange Fruit. Nur dass Sänger Franklin James Fisher diese mit zeitgenössischem Furor ins Mikro speit.

Blood von Algiers.
Lee Tesche

Heavy shit, angereichert um eine politische Agenda, die Schnittmengen mit Black Lives Matter oder der Occupy Bewegung hat. Eine soziale Agenda – also die radikalste Form des politischen Extremismus im Herkunftsland der Band.

Eine soziale Agenda liegt auch dem Auftritt der US-Band Calexico am selben Abend in der Wiener Arena zugrunde. Sie spielen im Rahmen der von der Volkshilfe organisierten Nacht gegen Armut ein Openairkonzert. Mit dem Reinerlös unterstützt die Volkshilfe Menschen in Österreich, die in akuter Armut leben – vorrangig kranke oder benachteiligte Kinder, alleinerziehende Mütter und Väter sowie kinderreiche Familien.

Grenzlandmusik

Calexico zählen seit vielen Jahren zu den Stammgästen des heimischen Festivalzirkus. Die Gründer Joey Burns und John Convertino kreuzen – ihrer Herkunft Arizona entsprechend – mexikanische Folklore mit amerikanischer Rockmusik. Die daraus entstandene Grenzlandmusik behandelt Sehnsüchte, Enttäuschungen und Hoffnungen im epischen Format einer vielköpfigen Band, die mit ihren Hörnern alle möglichen Fantasien errichten – nur keine Grenzmauern.

Under The Wheels vom aktuellen Calexico-Album The Thread That Keeps Us.
casadecalexico

Über mehr 20 Alben hinweg hat sich Calexico als eine Band etabliert, die längst in ihrer eigenen Liga spielt. Gerade live – an einem lauen Sommerabend in der Arena, fällt einem nicht viel ein, was besser wäre. Am 11. August sind Calexico beim burgenländischen Festival Picture On noch einmal live zu erleben – das Festival ist aber bereits ausverkauft. (Karl Fluch, 17.7.2018)