Am Wochenende hatte es Donald Trump bestätigt: Ja, er habe die "volle Absicht", 2020 für eine zweite Amtszeit als US-Präsident anzutreten und neuerlich zu siegen.

Viele politische Beobachter wollen es nicht wahrhaben, doch orakelte unter anderem der US-Politologe James Lindsay vom Council on Foreign Relations (CFR) schon vor längerem im Gespräch mit dem STANDARD, dass Trump trotz schwacher Umfragewerte intakte Chancen auf eine Wiederwahl habe. Der Grund dafür liege nicht zuletzt in der Art und Weise, wie unbeholfen die US-Demokraten mit ihrer unerwarteten Niederlage von 2016 umgingen.

Doch nun, wenige Monate vor den Midterm Elections, den Teilwahlen zum US-Kongress, wagen sich einige "Big Shots" der demokratischen Partei schön langsam aus der Deckung.

Elizabeth Warren

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Elizabeth Warren, Kämpferin für die Schwachen.
Foto: AP / Steven Senne

Elizabeth Warren ist bisher der präsenteste Name in der Reihe der Prätendentinnen und Prätendenten auf das Weiße Haus. Die Senatorin des Bundesstaats Massachusetts ist nicht nur eine renommierte Juristin und Professorin an der Harvard Law School, sondern gilt auch als engagierte Kämpferin für einkommensschwache Familien und Haushalte.

Zwar hat die 69-Jährige noch nie bestätigt, tatsächlich kandidieren zu wollen, doch ihre öffentlichen Auftritte sind auch so aussagekräftig genug. "Ich will eine Partei, die stark genug ist, den Dreck wegzuräumen, den die andere hinterlassen wird", sagte sie etwa laut "New York Times" in Nevada, wo im November Kongresswahlen anstehen.

Joe Biden

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Joe Biden, Mann mit White-House-Erfahrung.
Foto: AP / Minchillo

Joe Biden ist der einzige der für 2020 infrage kommenden Demokraten, der schon weiß, wie es ist, im Weißen Haus zu arbeiten: Er war Vizepräsident unter Barack Obama. Zwar wird ihm eine große und besonders ergebene Fanbasis zugeschrieben, aber sogar diese muss zugeben, dass Biden mit aktuell 75 Jahren schon zur alten Garde gehört – er ist immerhin fast vier Jahre älter als der ebenfalls nicht mehr ganz junge Amtsinhaber Trump. Seine Chance, so meinen viele Politinsider in den USA, hätte Biden 2016 gehabt, als es darum ging, das Erbe der Obama-Administration anzutreten und in dessen Sinne fortzusetzen. Doch nach dem Tod seines 45-jährigen Sohnes 2015 hatte er andere Prioritäten. Jetzt ist er wieder "zurück" im Politbusiness und betreibt im Zusammenhang mit den Teilkongresswahlen im kommenden Herbst engagierte Wahlhilfe für mehrere junge Parteigenossen.

Bernie Sanders

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Bernie Sanders, Liebling der Jugend.
Foto: AFP/Getty/Edelman

Bernie Sanders gehört ebenfalls zu den Veteranen. Streitbar wie eh und je, glaubt der Senator aus Vermont fest daran, dass ihn seine vornehmlich junge Anhängerschaft bis ganz nach oben tragen könnte. Tatsächlich hätte er es auch 2016 fast schon geschafft, die Wunschkandidatin des Parteiestablishments, Hillary Clinton, aus dem Kandidatenrennen zu schießen. Mehr noch als Elizabeth Warren ist der heute 76-Jährige ein Exponent vergleichsweise linker Anschauungen, zumindest im US-amerikanischen Verständnis. Sanders selbst spricht von "democratic socialism".

Kamala Harris

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Kamala Harris, selbstbewusste Trump-Widersacherin.
Foto: AP / Sanjuan

Kamala Harris wäre schon von der Papierform her eine ideale Kampfansage an Trump: Die ehemalige Justizministerin (Attorney General) und nunmehrige Senatorin für Kalifornien – Tochter eines aus Jamaika stammenden Universitätsprofessors und einer indischstämmigen Ärztin – richtet den Fokus ihrer politischen Arbeit auf Frauen und ethnische Minderheiten.

Die 53-Jährige spricht von sich gern und selbstbewusst als "Botschafterin" einer neuen Generation. In US-Medien tritt sie als vehemente Kritikerin Trumps auf. In Parteikreisen, so weiß die "New York Times" zu berichten, gebe es viele, die sich schon sehr über ein Duell zwischen Harris und Trump freuen würden. Als eine der wenigen dementiert Harris Ambitionen auf das Weiße Haus nicht kategorisch, schränkt aber ein: Es sei noch zu früh für solche Pläne.

Cory Booker

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Cory Booker, Internet-Gefolgschaft.
Foto: AFP/Getty/Edelman

Cory Booker ist der jüngste der zurzeit gehandelten Trump-Herausforderer. Der 49-jährige Senator von New Jersey und vormalige Bürgermeister von Newark punktet vor allem bei der jungen Wählerschaft, die er intensiv über soziale Netzwerke anzusprechen versucht. Schon 2016 war er als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten im Gespräch. Der Jurist, dessen Eltern zu den ersten schwarzen Managern beim Computerriesen IBM gehörten, darf die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey zu seinen Fans zählen.

Tom Steyer

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Tom Steyer, Milliardär, Philanthrop und Umweltapostel.
Foto: AP / Risberg

Tom Steyer könnte es im Kandidatenrennen ebenfalls in eine weitere Runde schaffen. Der steinreiche ehemalige Investmentbanker wird von manchen als die Antwort auf Trump schlechthin gesehen: Der 61-jährige ist ebenfalls ein Quereinsteiger, wenngleich mit einer profunden politischen Agenda und einem Schwerpunkt auf soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz.

Seit Monaten tingelt der in San Francisco lebende Philanthrop durch viele US-Bundesstaaten und fordert als Sprecher der Bewegung "Need to Impeach" ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Dieses wird es womöglich nie geben, verhilft Steyer aber zu gehöriger Bekanntheit. (Gianluca Wallisch 18.7.2018)