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Die Nacht ist eindeutig die schönste Zeit, um dem Franziskanerplatz einen Besuch abzustatten.

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Marianne Kohn ist die bekannteste Barfrau Wiens. Seit 1995 leitet die ehemalige Filmcutterin die Loos-Bar in der Wiener Innenstadt.

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"Ich halte mich fast ausschließlich im ersten Bezirk auf. Hier ist mein Lebensmittelpunkt. Mein Lieblingsplatz ist daher nicht sehr geheim, aber ich schätze ihn außerordentlich: Nur wenige Schritte vom Stephansplatz entfernt zwischen Weihburggasse und Singerstraße liegt der Franziskanerplatz, der Touristen wahrscheinlich vor allem wegen der Franziskanerkirche und dem Mosesbrunnen ein Begriff ist.

Auf mich übt dieser Platz seit jeher eine besondere Anziehung aus – vermutlich, weil er so viel Geschichte hat. Viele Persönlichkeiten haben hier gewohnt. Curd Jürgens hatte zum Beispiel ein ganzes Haus am Franziskanerplatz. Auch der Künstler Helmut Leherb wohnte bis zu seinem Tod in diesem Grätzel. Praktischerweise liegt hier eines meiner Stammkaffeehäuser, das Kleine Café. Es wurde 1970 von Hermann Czech gestaltet und später erweitert. Es ist eine Institution in Wien, die vom Schauspieler Hanno Pöschl betrieben wird.

Kein Mensch unterwegs

Wer schon einmal tagsüber in der Innenstadt war, weiß, dass es hektisch ist. Da wird man von Touristen niedergerannt. Ich bin daher ausschließlich abends unterwegs. Das liegt natürlich auch daran, dass ich sehr spät zu arbeiten beginne. Wenn ich am Abend in die Loos-Bar fahre, parke ich bei der Hofburg und spaziere über den Michaelerplatz zur Kärntner Straße. Zu dieser Zeit ist kein Mensch unterwegs. Nicht einmal die armen Fiakerpferde stehen in der Innenstadt. Das ist eindeutig die schönste Zeit, um dem Franziskanerplatz einen Besuch abzustatten. Wenn es ganz ruhig ist, kann man die Geschichte dieses Platzes förmlich spüren. Vorausgesetzt er ist nicht, wie in diesen Tagen, mit Kränen vollgestellt." (Aufgezeichnet von Alex Stranig, 16.8.2018)