Die App liefert Q neue Informationsschnipsel, die von "Q" stammen sollen.

Foto: Qdrops

In einer Washingtoner Pizzeria wird ein Kinderpornoring betrieben – und zwar mit der Unterstützung und Verheimlichung von prominenten Politikern der Demokraten. Selbst Hillary Clinton hat ihre Hände im Spiel. Diese wirre Verschwörungstheorie wurde im Rahmen des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2016 verbreitet. Einige nahmen sie für bare Münze, ein Mann suchte gar die Pizzeria auf und wollte mit Waffengewalt die angeblich festgehaltenen Kinder befreien.

Auch wenn bis heute jeglicher Beweis fehlt, lebt der Mythos bis heute weiter und hat sich weiterentwickelt. Clinton und Komplizen wären von einer durch Donald Trump ins Leben gerufenen, geheimen Polizeieinheit festgenommen worden. Doch statt ins Gefängnis zu gehen, müssten sie nun Fußfesseln tragen. Die "Qanon"-Theorie, die nach einem ehemaligen "eingeweihten" 4chan-User mit dem Namen "Q" benannt ist, beschäftigt sich mit dem Kampf von Trump gegen den "Deep State" und die Bemühungen dieser vermuteten inneren Machtzirkel, dem Präsidenten zu schaden. Auch so manche prominente Person, etwa Schauspielerin Roseanne Barr, schenken diesen Erzählungen glauben.

Botschaften von "Q"

Neue Schnipsel, die diese Fiktion stets um weitere Details ergänzen, konnten sich Gläubige auch per iPhone-App schicken lassen. Ein Ehepaar aus North Carolina hat ein kostenpflichtiges Programm namens Qdrops entwickelt, das einschlägige neue Postings aus 4chan aggregiert. Mit teilweise großem Erfolg. In den ersten Woche nach ihrem Erscheinen schaffte das Tool es in die Top 10 der Kauf-Apps im iTunes-Store und zur Nummer 1 in der Kategorie "Unterhaltung". Nun wurde sie von Apple aus dem Katalog geschmissen.

Der iPhone-Hersteller wurde allerdings nicht von selbst aufmerksam auf das Verschwörungstool. Vielmehr war es ein Artikel von NBC darüber, wie Apple und Google – die bei jedem Appverkauf im Store mitschneiden – an dem Phänomen Geld verdienen. Eine Kritik, die Apple auch besonders trifft, hatte doch gerade Firmenchef Tim Cook einst Facebook vorgeworfen, viel zu wenig gegen die Verbreitung von Falschinformationen zu tun.

Entwickler wollen App wieder in den Store bringen

Als Begründung für die Entfernung nennt Apple vage einen Verstoß gegen die Richtlinien. Man respektiere aber alle Meinungen, solange Respekt gegenüber Andersdenkenden herrsche und die Qualität des Programms gut sei. Der Appstore solle für alle Nutzer eine sichere Umgebung bieten.

Die Entwickler, die sich selbst als "Patrioten" sehen, wollen nun mit Apple zusammenarbeiten, um etwaige "Sorgen auszuräumen". In Punkt 1.1.6 seiner iTunes-Guidelines verbietet Apple jedenfalls die Verbreitung von Falschinformationen.

Bei Google Play ist Qdrops nach wie vor zu finden, wenn auch deutlich weniger erfolgreich. Eine Anfrage an Google Seitens NBC blieb dazu unbeantwortet. (red, 17.07.2018)