Die deutsche Internet-Kleinanzeigenbörse Scout24 will mit der Übernahme des Vergleichsportals Finanzcheck.de künftig mehr an Gebrauchtwagen-Krediten verdienen. Der Münchner Betreiber der Portale autoscout24.de und immobilienscout24.de zahlt für den defizitären Ratenkredit-Vermittler 285 Millionen Euro.

Scout24 wolle das Geschäft mit Dienstleistungen rund um seine Plattform in den nächsten fünf Jahren von 100 auf 250 Mio. Euro ausbauen, sagte Finanzvorstand Christian Gisy am Mittwoch vor Analysten. Dieses Ziel sei "aggressiv, aber erreichbar". Bisher setzt Scout24 in dem Bereich rund 87 Mio. Euro um. Vorstandschef Greg Ellis sprach von einer "perfekten Ergänzung" vor allem für autoscout24. 40 Prozent aller Gebrauchtwagen würden zumindest zum Teil kreditfinanziert.

Gewinnmitnahmen

An der Börse stießen die Pläne auf Skepsis. Die im Nebenwerteindex MDax notierte Scout24-Aktie fiel zeitweise um zehn Prozent und lag zu Mittag mit 46,34 Euro noch 2,8 Prozent tiefer. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen. Scout24 will die Übernahme mit einem Kredit finanzieren. Eine Kapitalerhöhung sei nicht geplant.

Das Geld geht an die Finanzcheck-Gründer und mehrere Start-up-Investoren. Mit 36 Mio. Euro Umsatz im vergangenen Jahr sieht sich Finanzcheck.de als eines der drei größten Online-Verbraucherkreditportale in Deutschland nach Check24 und Smava. Kunden können dort aus Angeboten von rund 20 Banken auswählen. Schließen die Kunden dort einen Kredit ab, bekommt Finanzcheck Provisionen. 2017 vermittelte das Portal 61.000 Ratenkredite über 1,06 Mrd. Euro. Der Branchenriese Check24 und das Start-up Smava gelten als größte Rivalen. In Deutschland werden bisher nur 14 Prozent aller Ratenkredite online abgeschlossen, in Großbritannien sind es 38 Prozent.

Mehr Umsatz

Scout24 schraubte seine Umsatzprognose nach der Übernahme leicht nach oben. Wenn Finanzcheck wie geplant ab Oktober 12 Mio. Euro beisteuere, werde der Umsatz im laufenden Jahr um 10 bis 12 Prozent wachsen statt um 9 bis 11 Prozent. Wegen der Verluste des Start-ups werde die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) aber bei maximal 56 Prozent liegen statt bei bis zu 57,5 Prozent. (APA, 18.7. 2018)