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Unter den fünf größten Fleischproduzenten befinden sich drei US-amerikanische Konzerne.

Foto: Reuters / CHRIS WATTIE

Wien – Österreich gilt als Fleischtiger: Rund 100 Kilogramm Rind, Schwein und Geflügel isst jeder Österreicher im Durchschnitt pro Jahr. Weltweit belegt Österreich mit seinem Fleischkonsum einen der Spitzenplätze. Während der Konsum hierzulande auf hohem Niveau stagniert, steigt er weltweit weiter an. Laut UN-Welternährungsorganisation hat sich die globale Fleischproduktion in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdreifacht.

Das ist zwar gut für die Fleischliebhaber, führt aber zu erheblichen Umweltproblemen und einer Verschärfung des Klimawandels. Denn tierische Produkte sind jene Lebensmittel mit der höchsten Klimabelastung, wie es von der NGO Global 2000 heißt. Die Kette des Treibhausgasausstoßes ist besonders hierbei lang: Die Tiere brauchen Futtermittel, so viel, dass der Bedarf nicht im eigenen Land abgedeckt werden kann. Wie andere Länder importiert deswegen auch Österreich in großen Mengen Soja, das durch den Anbau und die Abholzung von Wäldern zu Treibhausgasemissionen führt. Kühe wiederum stoßen bei der Verdauung Methan aus, das zu einer Erwärmung des Klimas führt. Bei der Verarbeitung und dem Transport des Fleisches setzt sich die Kette der Emissionen fort.

Die größten fünf Betriebe

Den größten Beitrag zur Klimaerwärmung in der Fleischindustrie verursachen dabei vor allem einige große Unternehmen, wie es in einer neuen Studie des Institute for Agriculture and Trade Policy heißt. "Gemeinsam stoßen die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne bereits heute mehr Treibhausgase im Jahr aus als die Ölkonzerne Exxon-Mobil, Shell oder BP." Die Fleischindustrie könnte bis 2050 über 80 Prozent des Treibhausgasbudgets verbrauchen und damit die Erreichung des im Pariser Abkommen angestrebten 1,5-Grad-Ziels unmöglich machen, so die Schätzung des Berichts.

Unter den top fünf der größten Emittenten in der Fleischindustrie befinden sich die Firmen JBS, weltweit größter Fleischproduzent aus Brasilien, gefolgt von den US-amerikanischen Produzenten Tyson Foods, Cargill und Dairy Farmers und dem neuseeländischen Unternehmen Fonterra. Die zwanzig größten Fleisch- und Molkereiproduzenten würden insgesamt mehr Treibhausgase verursachen als Deutschland, Kanada, Australien oder das Vereinigte Königreich.

Chinas Fleischhunger

Während in Europa und den USA vor allem der Pro-Kopf-Konsum hoch ist, ist China durch seine schiere Größe zum weltweiten größten Verursacher von Treibhausgasen durch den Fleischkonsum aufgestiegen. Schon 2005 wurde in dem Land so viel Fleisch produziert wie nirgendwo sonst. Insgesamt sind die USA, die EU, Brasilien, Argentinien, Australien und China für fast 68 Prozent der globalen Rindfleischproduktion verantwortlich.

Schwache Datenlage

In der Studie wird auch kritisiert, dass die Unternehmen keine vollständigen und vergleichbaren Daten präsentieren, was ihren Beitrag zur Klimaerwärmung betrifft. Nur vier Unternehmen, darunter NH Foods (Japan), Nestlé (Schweiz), Friesland-Campina (Niederlande) und Danone (Frankreich), hätten glaubhafte Treibhausgas-Schätzungen präsentiert. Auch würden Verpflichtungen für Unternehmen fehlen, ihre Treibhausgase zu reduzieren.

Um einen bedrohlichen Anstieg der Temperaturen zu verhindern, müsste der Pro-Kopf-Fleischkonsum auf 22 Kilogramm bis 2030 und dann auf 16 Kilogramm bis 2050 sinken, heißt es von Greenpeace. Konzerne würden heute unter anderem davon profitieren, dass Futtermittel staatlich subventioniert werden. Insgesamt müssten die Kosten für Fleisch durch die sozialen und ökologischen Folgen allerdings weit höher angesetzt werden. (Jakob Pallinger, 18.7.2018)