Das Palmyra-Atoll ist (wieder) ein Paradies.
Foto: Island Conservation

Santa Cruz – Dass Ratten zu den schlimmsten Bioinvasoren gehören und ganze Ökosysteme schädigen können, weiß man seit langem. Erst in jüngerer Vergangenheit sind der Erkenntnis aber auch Taten gefolgt: nämlich in Form konsequenter Ausrottungskampagnen mit Gift wie auf der südatlantischen Insel Südgeorgien. Dort hatten die vom Menschen eingeschleppten Nager den Brutkolonien von Seevögeln zugesetzt, bis 2009 das bisher größte Rattenbekämpfungsprogramm in der Geschichte beschlossen und schließlich auch durchgeführt wurde.

Eine ähnliche Kampagne wurde im selben Zeitraum auf der anderen Seite der Welt gestartet, nämlich auf dem 1.650 Kilometer südwestlich Hawaiis gelegenen Palmyra-Atoll. Dort hatten sich die Ratten nicht nur wie auf Südgeorgien durch die Gelege von Seevögeln gefressen, sie wurden auch zur Gefahr für die Pflanzenwelt der Insel. Über den – durchschlagenden – Erfolg dieser Ausrottungskampagne berichten nun Forscher im Fachjournal "Plos One".

Aus Samen können wieder Bäume wachsen

Das zu den USA gehörende Atoll Palmyra ist von tropischen Regenwäldern als Dreh- und Angelpunkt des dortigen Ökosystems geprägt. Ratten wurden zur Gefahr, weil sie Samen und Sämlinge der Bäume fraßen – zuletzt annähernd alle, die die Pflanzen überhaupt produzieren konnten.

Die Forscher maßen die Samenzahl an einer Reihe von über das Atoll verteilten Punkten, und zwar 2004 und 2007, vor der Ausrottungskampagne, sowie mehrmals nach deren Durchführung. Monitoring in den Jahren 2011, 2012, 2014 und 2016 zeigte einen enormen Aufwärtstrend: 2016 wurden an diesen Punkten über 7.700 Samen der fünf vorherrschenden Baumarten gezählt – im Zeitalter der Ratten waren es an denselben Punkten ganze 140 Stück gewesen.

Bei der Baumart Pisonia grandis steigerte sich die Zahl der Sämlinge binnen weniger Jahre um satte 5.000 Prozent.
Fotos: Island Conservation

Studienleiterin Coral Wolf spricht von einem Effekt, der sich unmittelbar nach der Ausrottung der Ratten bereits abzeichnete. Bei ihren Inspektionsreisen auf die Insel hätten die Forscher beobachten können, wie sich der Boden mit Matten aus winzigen Sämlingen zu bedecken begann – ein Anblick, der sich auf Palmyra seit Jahrzehnten nicht mehr geboten habe.

Positive Kaskade

Mit den Baumbeständen schwingt sich auch das ganze Ökosystem wieder zu alter Größe auf: Die Zahl der Seevögel, deren Eier nun nicht mehr von Ratten gefressen werden, hat stark zugenommen. Viele davon nisten auf den Bäumen und düngen mit ihrem zu Boden fallenden Guano nicht nur Pflanzen am Boden. Es werden auch Nährstoffe ins Meer gespült, wo sie Korallenriffen und Fischpopulationen zugute kommen.

Das zeitweilig bedrohte Paradies erholt sich also. Mit Verweis auf diesen eindeutigen Erfolg empfehlen die Forscher, entsprechende Maßnahmen auf weiteren Inseln und Inselgruppen durchzuführen. Etwa 500 solcher Projekte gibt es bereits. (jdo, 19. 7. 2018)