Präsident Tayyip Erdoğan findet die Karikatur "Welt der Tayyips" kein bisschen lustig.

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Die "Welt der Tayyips" ist ein bunter Zoo, aber Tayyip Erdoğan, der autoritär regierende Staatspräsident der Türkei, findet das kein bisschen lustig. Vier Studenten der renommierten Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Ankara sind vergangene Woche festgenommen worden, weil sie beim traditionellen Umzug zur Abschlussfeier eine alte Erdoğan-Karikatur mitführten – zwei Meter lang, 50 Zentimeter breit: Erdoğan als Giraffe, Frosch, Kamel, Kuh, Elefant, Pinguin, Schlange und Affe an der Liane.

Der türkische Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu, Vorsitzender der Republikanischen Volkspartei (CHP), hat die Karikatur aus Solidarität mit den Studenten am Dienstag getwittert. 72 Abgeordnete seiner Parlamentsfraktion haben es ihm gleichgetan. Gegen alle hat die Staatsanwaltschaft in Ankara am Mittwoch Ermittlungen eingeleitet. Erdoğan hat sie wegen Amtsbeleidigung verklagt.

"Du kannst Kritik und Spaß nicht ertragen, aber du musst", schrieb der türkische Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu in einem Tweet an den Staatspräsidenten gerichtet.

Die Karikatur selbst hat ihre eigene Geschichte: Erschienen ist sie im Februar 2005 auf der Titelseite des satirischen Wochenmagazins "Penguin". Erdoğan war damals Ministerpräsident und hatte die Zeichner auch sogleich verklagt, bekam aber vor Gericht nicht recht. Die Karikatur wiederum war eine solidarische Antwort von Zeichnern auf eine Tierdarstellung von Erdoğan. Musa Kart, der Karikaturist der Tageszeitung "Cumhuriyet", hatte Erdoğan als Katze gezeichnet, die sich in einem Wollknäuel verfängt. Dafür wurde Kart tatsächlich wegen Beleidigung verurteilt. Bei dem sehr viel schwerwiegenderen "Cumhuriyet"-Prozess dieses Jahr fasste Kart eine Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten aus. (Markus Bernath, 18.07.2018)