OSZE-Beobachter im Einsatz.

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Kiew – Die OSZE-Beobachtermission in der Ostukraine hat eine interne Untersuchung zu dem Verdacht der prorussischen Spionage in den eigenen Reihen angekündigt. Die Sprecherin der Mission, Iryna Korobko, bezeichnete die in einem Bericht des deutschen TV-Senders ARD geäußerten Vorwürfe am Mittwoch in Kiew als "schweren Schlag".

Die OSZE werde "natürlich untersuchen, was passiert ist und wie es passiert ist", sagte Korobko gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die ARD-Sendung "Fakt" hatte zuvor über mutmaßliche Spionage durch den russischen Geheimdienst FSB berichtet. Interne Dokumente der OSZE-Mission sollen an den FSB, den Nachfolger des KGB, geraten sein, berichtete "Fakt". Der Redaktion liegt nach eigenen Angaben die Kopie eines Datenträgers vor, der sich zuvor im Besitz eines FSB-Mitarbeiters befunden haben soll.

Darauf abgespeichert seien etwa Informationen über Wohnorte und Sicherheitsvorkehrungen von OSZE-Mitarbeitern. Auch private Informationen etwa über bevorzugte Frauentypen oder angeblichen Alkoholmissbrauch befänden sich auf dem Datenträger.

Dokumente womöglich weitergeleitet

Wie "Fakt" berichtete, könnten die Dokumente womöglich von einem OSZE-Mitarbeiter an russische Agenten weitergeleitet worden sein. Bereits vor Ausstrahlung des ARD-Berichts hatte sich die OSZE-Mission in einer Erklärung Anfang der Woche "besorgt" über "jegliche mutmaßliche Sicherheitsmängel" gezeigt. Diese könnten die Privatsphäre und Sicherheit ihrer Mitarbeiter potenziell gefährden.

Die etwa 600 Mitarbeiter der Organisation bilden die einzige unabhängige Beobachtermission in der Konfliktregion. Sie liefern tägliche Berichte über Kämpfe ab. In der Region stehen sich ukrainische Regierungstruppen und prorussische Separatisten gegenüber. Die im sogenannten Minsker Friedensvertrag von 2015 unter Vermittlung Deutschlands und Frankreichs vereinbarte Waffenruhe wird immer wieder gebrochen.

In dem Konflikt sind seit 2014 nach UN-Angaben mehr als 10.000 Menschen getötet worden. Die Krise begann nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. (APA, AFP, 18.7.2018)