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Ermittler suchen nach Spuren des Gifts.

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Moskau/London – Die britische Regierung hat einen Medienbericht über die angebliche Identifizierung mutmaßlicher Täter des Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia zurückgewiesen. "Ich denke, die Geschichte gehört in den 'Schlecht informiert und wilde Spekulationen'-Ordner", schrieb Sicherheitsminister Ben Wallace am Donnerstag auf Twitter.

Die Nachrichtenagentur Press Association hatte zuvor unter Berufung auf Ermittlerkreise behauptet, dass Verdächtige bei einem Abgleich von Aufnahmen von Überwachungskameras mit Listen der Personen, die um die Tatzeit nach Großbritannien eingereist seien, herausgefiltert worden seien. Demnach seien die Täter Russen.

Auch Russland zweifelt

Russland verlangt im Fall des vergifteten Ex-Agenten eine offizielle Erklärung der britischen Behörden zu den neuen Verdächtigungen. "Ich will das von Scotland Yard oder dem Außenministerium hören", nicht aus der Presse, sagte der russische Botschafter in Großbritannien, Alexander Jakowenko, am Donnerstag der Agentur Interfax.

Britische Medien hatten zuvor berichtet, dass die Polizei mutmaßliche Täter des Giftangriffs auf Skripal und seine Tochter Julia im März in Salisbury identifiziert habe. Es handle sich dabei um mehrere Russen, berichtete die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf eine Quelle aus dem Kreis der Ermittler.

London wirft Moskau vor, Drahtzieher des Mordanschlags gewesen zu sein. Russland weist die Vorwürfe zurück und fordert Beweise. Botschafter Jakowenko sagte, Russland sei zur Zusammenarbeit mit den britischen Behörden bereit, und bekräftigte die Forderung, Zugang zu den Ermittlungen zu bekommen.

Vier bekannte Nowitschok-Opfer

Skripal und seine Tochter waren im März in Salisbury mit dem Nervengas Nowitschok vergiftet worden und mussten wochenlang im Krankenhaus behandelt werden. Großbritannien macht Russland für den Vorfall verantwortlich. Die Regierung in Moskau bestreitet eine Verwicklung in den Fall. Westliche Staaten und Russland haben wegen der Vorwürfe gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Der Kampfstoff Nowitschok war in den 70er- und 80er-Jahren in der Sowjetunion entwickelt worden. Anfang Juli war ein Paar im südenglischen Amesbury ebenfalls mit Nowitschok in Berührung gekommen. Die Frau starb, ihr Mann wird weiter im Krankenhaus behandelt. (red, APA, 19.7.2018)