Der EZB-Tower in Frankfurt während des Lichtspektakels "Luminale" im März 2016.

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Bangalore/Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Volkswirten erstmals in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres ihre Schlüsselzinsen erhöhen. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen Ökonomen derzeit davon aus, dass die Währungshüter zunächst ihren Einlagensatz im dritten Quartal 2019 um 15 Punkte auf minus 0,25 Prozent anheben.

Dies wäre die erste Zinsstraffung seit 2011. Ihren Leitzins wird die Notenbank dann nach Vorhersage der Experten im Schlussquartal 2019 um 25 Punkte auf 0,25 Prozent hochsetzen. In der Umfrage wurden 60 beziehungsweise 66 Antworten ausgewertet. Die genannten Erwartungen sind der jeweilige Mittelwert.

Der Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Damit wollen die Euro-Wächter für günstige Finanzierungsbedingungen sorgen. Der Einlagensatz steht sogar bei minus 0,4 Prozent. Banken müssen also Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB überschüssiges Geld parken. Institute sollen auf diese Weise dazu bewegt werden, mehr Kredite an die Wirtschaft auszureichen, was die Konjunktur anschiebt.

Laut Umfrage gehen Ökonomen zudem davon aus, dass die EZB die Zinswende noch rechtzeitig vor dem nächsten Abschwung einleiten wird. Dies erwarten 51 von 69 befragten Experten. Aus Sicht der Volkswirte wird der Aufschwung in der Eurozone erst einmal nicht abreißen. 60 dazu befragte Ökonomen taxierten im Mittel die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten lediglich mit zehn Prozent. (APA, 19.7.2018)