Nadine Klein ist die neue Bachelorette.

Foto: RTL/ Arya Shirazi

Diese 20 Typen wollen das Herz der Bachelorette erobern.

Foto: RTL/Frak Irlenborn

1 Frau sucht sich aus 20 Typen einen aus. Das ist: die "Bachelorette" auf RTL, und sie wurde bei ihrer ersten Ausstrahlung noch als mediale Gleichberechtigungskampagne verkauft, quasi als ausgleichender Sexismus zur (quotentechnisch weit erfolgreicheren) männlichen Balz-Variante "Der Bachelor" (unschwer zu erraten: 1 Typ sucht sich aus 20 Frauen eine aus). Hat der anti-sexistische Umkehreffekt geklappt?

Mal sehen: Bachelorette Nadine tanzt als fleischgewordener Instagram-Filter in knäpplicher Bekleidung durch den Einspieler, während sie erzählt, dass sie in ihrem 32-jährigen Leben "immer stark sein musste" – weshalb sie nun reif für die obligatorische Schulter zum Anlehnen wäre und sich artig über jedes noch so dümmliche Kompliment ihrer 20 Rosenkollaborateure ("Deine Augen polarisieren irgendwie voll raus!") freut. Man bemüht sich nicht mal ansatzweise, das Paarungsspektakel irgendwie emanzipatorisch aufzuladen.

Der tiefere Sinn der "Bachelorette" (Wer traut sich und sagt "Metaebene"?) liegt also anderswo: Es ist eine Grusel-Sozialstudie des Mannes, Stand 2018. Because it's, ähm … circa 1950! Kaum ist Nadine außer Sicht, entledigen sich die Jungs aller zivilisatorischen Fortschritte im Geschlechterverhältnis ebenso flugs wie ihrer Muscle-Shirts. Grölen, abklatschen, rempeln und die adäquate verbale Umsetzung all dessen: "Bei mir stimmt das Gesamtpaket, ich bin freshmatic", "Alles fit im Schritt", "Die steht aber gut im Strumpf" oder "Was geht ab, Maschine?". Ist das… echt?

Nun, in etwa so echt wie die bedingungslose Liebe, die zwischen der Bachelorette und ihrem Finalgegner vulgo Mann fürs Leben am Ende der letzten Folge entbrennt. Die "Bachelorette" ist bedingungslose Unterhaltung für Leute, die den Spirit von Donald-Trump-Tweets gern szenisch aufbereitet erleben möchten. Die besten Mediensatiren liefert immer noch das Medium selbst. (Nana Siebert, 19.7.2018)