Zagreb – Kein Ende des Eklats um den ultranationalistischen Sänger Marko Perković alias "Thompson", der am Montag in Zagreb bei der Feier anlässlich der Rückkehr der kroatischen Fußball-Nationalmannschaft auf Wunsch der Spieler teilnahm. Den Kritiken in der internationalen Presse schloss sich nun auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum an.

Der Leiter des Jerusalemer Zentrums, Efraim Zuroff, kritisierte in einer Mitteilung die Teilnahme des "berüchtigten Ustascha-Sympathisanten" bei der Feier scharf. Sein Auftritt "gibt den faschistischen Ansichten die Legitimität, die sie nicht verdienen", hieß es.

Bei der Siegesfeier in Zagreb, bei der eine halbe Million Menschen die Vizeweltmeister begrüßten, war Thompsons Auftritt von den Organisatoren laut Medienberichten ursprünglich nicht vorgesehen gewesen. Wie sein Manager Denis Pletikosa erklärte, sei es der Wunsch der Fußballspieler gewesen, dass er sie empfange. "Der HNS (kroatische Fußballverband; Anm.) hat beschlossen, Druck auszuüben, damit der Auftritt ermöglicht wird", sagte der Manager zum rechtsgerichteten Internetportal Narod.hr.

Berichten zufolge sollen vor allem der Kapitän der "Vatreni", Luka Modric, und Trainer Zlatko Dalic den Wunsch geäußert haben, dass Perković bei der Feier in Zagreb für die Nationalmannschaft singt. Mit seinen Liedern feierten die Spieler auch ihre Siege bei der WM in Russland. Das Lied "Lijepa li si" gilt als Hymne des kroatischen Teams.

Rote Karte für Modric

"Er sollte nirgendwo ein Ehrengast sein, und schon gar nicht bei einer der größten Versammlung in der Geschichte des demokratischen Kroatiens zur Feier der großartigen sportlichen Leistung", kritisierte Zuroff. "Luka Modric hat sich zwar verdient, der beste Spieler der WM zu sein, aber wegen der Einladung Thompsons hat er sich die Rote Karte verdient", hieß es.

Der Rechtsrocker, in dessen Liedern die faschistische Ustascha-Bewegung aus dem Zweiten Weltkrieg glorifiziert wird, schloss sich der Nationalmannschaft bereits im Bus bei ihrer mehrstündigen Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt an. Mittelfeldspieler Ivan Rakitic verkündete seine Anwesenheit auf Instagram mit einem Foto, auf dem er mit Thompson posiert. "Der König ist angekommen. Der einzige echte. Auf geht's Kroatien!", schrieb er.

Auf der Bühne im Zentrum der kroatischen Hauptstadt sang Perković dann zusammen mit den Spielern. Zum Schluss des Programms meldete sich Modric zu Wort: "Wir haben noch einen speziellen Wunsch, dass uns Marko noch ein Lied singt", sagte er. Laut Medien fehlte dazu der musikalische Hintergrund, wovon sich Perković aber nicht stören ließ: "Wir können auch ohne Musik", sagte er und begann das Lied "Geni kameni" zu singen. Als auch das Mikrofon abgeschaltet wurde, sang er gemeinsam mit den Spielern einfach weiter.

Thompson, der seinen Spitznamen in Anspielung auf die im Kroatienkrieg (1991-95) von ihm benutzte Maschinenpistole bekam, polarisiert Kroatien, was sich auch an zahlreichen Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigte. Viele Kroaten kritisierten seine Anwesenheit. "So sehr uns 'Vatreni' vereinigt haben, so sehr hat uns der kontroverse Sänger gespalten", fasste die frühere Regierungschefin Jadranka Kosor auf Twitter die Diskussionen zusammen.

Gräueltaten und Massenmorde

Unter ihrem Führer Ante Pavelic hatte die 1929 gegründete Ustascha-Bewegung ("Aufstand") nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch Nazi-Deutschland 1941 in Kroatien eine vierjährige Terrorherrschaft errichtet. Der faschistische "Unabhängige Staat Kroatien" (NDH) beging – insbesondere im KZ Jasenovac – Gräueltaten und Massenmorde an Serben, Juden, Roma und Kommunisten. Unterstützung erfuhr die Diktatur seitens der römisch-katholische Kirche, deren Oberhirten nichts gegen die Massenmorde unternahmen und nach dem Vorbild mittelalterlicher Kreuzzüge Massentaufen an orthodoxen Serben durchführen ließ. Pavelic lebte nach seiner Flucht in Südamerika und in Franco-Spanien, wo er am 28. Dezember 1959 verstarb.

Unter der Herrschaft dieses Vasallenstaats Hitler-Deutschlands wurden Serben, Juden, Roma und kroatische Antifaschisten von den Ustascha verfolgt und ermordet. Das Vernichtungslager Jasenovac, rund 100 Kilometer südöstlich von Zagreb, gehörte zu den größten Lagern dieser Art in Europa. Historiker sind uneins über die Zahl der Opfer, die in Jasenovac umkamen. Während das Museum von Jasenovac rund 83.000 angibt, gehen serbische Quellen von 700.000 Opfern aus. Das Holocaust-Museum in Washington schätzt die Zahl auf 100.000. (APA, 19.7.2018)