Wien – Am Freitag, den 27. Februar 2009 nimmt Benjamin F. (Kacey Mottet Klein) ein normales Frühstück zu sich. Er sitzt nackt in der Küche und löffelt die Schale aus. In sein Tagebuch schreibt der 17-Jährige: "Es ist der letzte Tag, den ich mir gesetzt habe." Man sieht, wie Benjamin F. eine Waffe mit Munition befüllt. Weiterer Eintrag ins Tagebuch: "In wenigen Minuten werde ich das Unumkehrbare getan haben."

An diesem Freitag tötet Benjamin F. in Lausanne seine Eltern. Er stellt sich unmittelbar danach der Polizei. Das Ausmaß begreift der Sohn erst, als es schon zu spät ist. "Inspiriert von wahren Todesfällen" ist die Reihe Schockwellen, um 20.15 Uhr auf Arte an diesem und nächsten Freitag, die diesen Mord fiktional aufrollt.

Ermordete seine Eltern: Benjamin F. (Kacey Mottet Klein) in der ersten Folge der Schweizer Miniserie "Schockwellen".
Foto: : Bande à part Films / J. Lapoir

Die Miniserie erzählt in vier abgeschlossenen Folgen von jeweils vier Schweizer Kriminalfällen, die auf wahren Begebenheiten basieren. In Tagebuch des Todes wird aus einem Mord auf Papier grausige Wirklichkeit. Woher kommt der große Hass?

Diese Frage muss sich Madame Fontanel, die Französischlehrerin des Buben (Fanny Ardant), gefallen lassen – und noch einige mehr: Haben Sie denn nichts bemerkt? Den Hass, der ein Kind dazu treibt, seine Eltern zu ermorden? Sie hätten sie auch Rousseau lesen lassen können. Warum machen Sie das, Madame?

Keine Antworten

Die Lehrerin weist zunächst jede Schuld von sich, angesichts der Wucht der Vorwürfe setzt sie sich mit diesen auseinander, und sie kümmert sich um den Buben. Antworten gibt es nicht.

Die weiteren Folgen: Reise ohne Rückkehr rollt heute, Freitag, den Massenselbstmord der Sirius-Sekte 1994 auf. Im dritten Teil endet ein Autoraub mit einer Flucht in die Schweizer Berge. Teil vier zeigt die Geschichte des jungen Mathieu, der als Vergewaltigungsopfer in sein normales Leben zurückfinden will. (Doris Priesching, 20.7.2018)