Kamerafallen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste brachten eine bislang wenig bekannte Facette tierischer Interaktion in der Region ans Licht: Schimpansen und Flussschweine laben sich dort an energiereichen Nüssen – und hinterlassen jede Menge Abfälle. Das wiederum ruft Mangaben, Eichhörnchen und Perlhühner auf den Plan, die sonst an den harten Schalen der Nüsse scheitern würden.

Um die "Nussreste-Verwertung" näher zu untersuchen, sichtete die Forscher um Bryndan van Pinxteren von der Universität Amsterdam Videomaterial aus Kamerafallen. Insgesamt fanden sich dabei 190 "Nussknackereignisse" in vier verschiedenen Gebieten des Taï-Nationalparks – und regelmäßig machten sich Mangaben über die zuvor von Schimpansen und Flussschweinen geknackten Nüsse her.

Vor allem die Panda oleosa-Nuss ist sehr hart und wird von Schimpansen mit schweren Steinhämmern geknackt, Mangaben können sie mit ihren Zähnen nicht öffnen. Sie besuchten aber die Nussknackstellen häufiger, kurz nachdem Schimpansen oder Flussschweine dort Nüsse geknackt hatten. Weißbrust-Perlhühner, Helm-Perlhühner und verschiedene Eichhörnchenarten schienen aber eher nur zufällig an diesen Orten aufzutauchen und nicht gehäuft, nachdem gerade Nüsse geknackt worden waren.

Wachsames abwägen

Mangaben scheinen also besonders motiviert zu sein, Nussreste zu ergattern. "Nachdem ich viele Monate lang beide Arten beobachtet habe, bin ich immer noch fasziniert von der rätselhaften Beziehung zwischen Mangaben und Schimpansen: Manchmal scheinen die Affen Angst vor diesen potenziellen Jägern zu haben, dann wiederum nähern sie sich ihnen auf wenige Meter an, um von ihren Fähigkeiten beim Werkzeuggebrauch zu profitieren. So, als ob sie gelernt hätten, die "Stimmung" der Schimpansen einzuschätzen," sagte Karline Janmaat von der Universität Amsterdam und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Mangaben zeigen sich wachsamer und beobachten ihre Umgebung häufiger, wenn sie sich in der Nähe der Schimpansen-Nussknackstätten befinden. Sie scheinen sich also der erhöhten Gefahr bewusst zu sein, dort von Schimpansen gejagt zu werden. Die Mangaben wägen dieses Risiko aber offenbar gegen den Gewinn an energiereicher Nahrung ab. "Die Entscheidung der Mangaben, sich den Futterresten anzunähern, könnte kontextabhängig sein. Die Affen beurteilen jeweils situationsbezogen, wann sie sicher sind, wann sie wachsam sein oder sich zurückziehen müssen", sagte Janmaat. (red, 21.7.2018)