Das Fuchsia-Logo und das Android-Maskottchen.

Grafik: Google

Mit Android und Chrome OS betreibt Google derzeit schon zwei eigene Betriebssysteme. Doch damit scheint man sich bei dem Softwarehersteller noch nicht zufrieden zu geben: Unter dem Codenamen Fuchsia arbeitet das Unternehmen derzeit an einem komplett neuen Betriebssystem, und zwar einem das potentiell beide bestehenden Systeme ablösen könnte.

Flotte Entwicklung

Die Existenz von Fuchsia wurde bereits vor rund zwei Jahren bekannt, seitdem haben sich die Arbeiten aber stark intensiviert. So berichtet Bloomberg, dass die Entwicklung so gut voranschreite, dass die Ablöse von Android und Co. in absehbare Nähe komme. Innerhalb von drei Jahren könnte Fuchsia demnach auf Smart-Home-Geräten wie vernetzten Lautsprechern landen, in fünf Jahren sogar dann auf Smartphones.

Betont sei, dass sich Bloomberg für diese Aussagen zwar auf interne Quellen bei Google beruft, diese aber auch klarstellen, dass derzeit von der Google-Führungsetage noch kein offizieller Plan in dieser Richtung abgesegnet wurde. So streicht der Softwarehersteller denn auch in Statements immer wieder heraus, dass Fuchsia aktuell einfach nur ein experimentelles Open Source Projekt seit, und man keine konkrete Timeline habe, wann dieses in Produkten enthalten sein wird.

Spurensuche

Diese Darstellung als eine Art Hobbyprojekt deckt sich allerdings nicht mit den öffentlich verfügbaren Informationen. Anhand des – öffentlich verfügbaren – Quellcodes von Fuchsia lässt sich etwa schließen, dass mittlerweile mehr als 100 Entwickler bei Google an dem neuen Betriebssystem arbeiten. Darunter zahlreiche prominente Namen, so soll etwa auch Google-Design-Chef Matias Duarte seine Hände im Spiel haben.

Fuchsia hebt sich vor allem über einen Punkt von Android und Chrome OS ab: Es wurde wirklich von Grund auf neu entwickelt, während die beiden älteren Projekte auf Linux setzen. Es gibt hier also einen eigenen Kernel namens Zircon, der nicht zuletzt für schlankere Projekte besser geeignet sein soll. Ziel von Fuchsia ist es aber sämtliche Formfaktoren – vom Internet der Dinge bis zum Desktop – abzudecken. So gibt es etwa im Quellcode bereits einige Hinweise darauf, dass Google die zugehörige grafische Oberfläche von Anfang an darauf trimmt, auf unterschiedlichen Display-Größen gut zu funktionieren. Auch Sprachsteuerung scheint Google schon in dieser frühen Phase ein besonderes Anliegen zu sein, wie Bloomberg berichtet.

Kompatibilität

Ein Wechsel auf Fuchsia würde übrigens nicht bedeuten, dass das breite Angebot an Android-Apps verloren geht. Google arbeitet nämlich an Android-Kompatibilität für sein neues Betriebssystem. Dass diese kein sonderliches Problem darstellt, hat man schon bei Chrome OS demonstriert, welches ebenfalls entsprechende Apps ausführen kann.

Mit einem Wechsel auf Fuchsia könnte Google nicht nur viele technologische Altlasten abwerfen – etwa um Updates gleich besser als bei Android in den Griff zu bekommen; das neue System hätte auch rechtliche Vorteile für Google. Hätte man hier doch den Quellcode komplett unter eigener Kontrolle, und könnte das Projekt jederzeit zu geschlossener Software machen. Bei Android ist man hingegen für zentrale Teile des Systems an die Lizenzbedingungen von Linux gebunden. (Andreas Proschofsky, 20.7.2018)