Belgrad – Eine Einladung bosniakischer Serben an den Außenminister des Kosovo, Behgjet Pacolli, schlägt Wogen in Belgrad. Der bosniakische Nationalrat, die Dachorganisation der in Serbien lebenden muslimischen Bosniaken, hatte Pacolli für das kommende Wochenende nach Novi Pazar, dem Verwaltungszentrum der südostserbischen Region Sandschak, eingeladen.

Belgrader Regierungsvertreter behaupten nun aber, dass Nationalrats-Chef Sulejman Ugljanin gar nicht berechtigt gewesen sei, eine Einladung an den kosovarischen Außenminister zu richten. Ugljanin habe das Recht, jeden einzuladen, den er wolle, allerdings nur als Privatperson, erläuterte Serbiens Außenminister Ivica Dacic.

Bosniaken wollen "andere Seite hören"

Belgrad lehnt es vehement ab, die im Februar 2008 verkündete Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien anzuerkennen. Dacic sagte laut Zeitungsberichten vom Freitag, Ugljanin und Pacolli seien eigentlich Bürger jenes Staates, dessen Außenminister er, Dacic, selbst sei – Serbien erkennt die staatliche Eigenständigkeit des Kosovo ja nicht an. Ugljanin begründete die Einladung mit dem Wunsch, auch die "andere Seite" zu hören.

Pacolli selbst ließ Mitte dieser Woche unzweideutig wissen, dass er Novi Pazar nur mit der Zustimmung Belgrads besuchen würde. Ob diese erteilt wird, war bis Freitag noch nicht bekannt.

Gespräche über Normalisierung

Durch den von der EU im Jahre 2011 initiierten Dialog sind Belgrad und Prishtina seit Jahren um die Normalisierung der wechselseitigen Beziehungen bemüht. Die Präsidenten Serbiens und des Kosovo, Aleksandar Vucic und Hashim Thaci, sind zuletzt am Mittwoch in Brüssel zusammengekommen. Thaci bezeichnete dieses Gespräch als womöglich das Schwierigste seit sechs Jahren, ohne Details zu erläutern. Vucic behauptete seinerseits, dass er um eine Kompromisslösung bemüht sei, wobei unklar blieb, was darunter zu verstehen ist.

Die Denkweise von Vucic sei völlig "realitätsfern", meinte Thaci am Donnerstagabend gegenüber kosovarischen Medien unter dem Hinweis, dass der Kosovo von Vucic nach wie vor als Bestandteil Serbiens betrachtet werde.

Der Normalisierungsdialog soll durch ein rechtlich bindendes Abkommen, womöglich im kommenden Jahr, abgeschlossen werden. (APA, 20.7.2018)