Unaids warnt davor, das HI-Virus zu unterschätzen. Ohne neue Medikamente wird sich die Erkrankung wieder verbreiten.

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Viren sind keine stabile Größen, sondern sehr wandelbar. Sie sind in dem Sinne auch keine Lebewesen, weil sie andere Organismus zur Vermehrung brauchen. Wenn die Weltgemeinschaft den Kampf gegen HIV/Aids gewonnen zu haben schien, war das immer nur ein Teilsieg. Das HI-Virus kann durch die Medikamente in Schach gehalten werden, allerdings immer nur für eine bestimmte Zeit.

Wenn sich Viren an die medikamentöse Attacke gewöhnt haben, gewinnen sie wieder die Oberhand, weshalb in den vergangenen Jahren immer neue Kombinationstherapien notwendig wurden. HIV kann nur dann in Schach gehalten werden, wenn Medikamente permanent weiterentwickelt werden.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Warnung Michel Sidibé, Chef des UN-Programms für HIV/Aids (Unaids), zu verstehen. "Wir schlagen Alarm", sagte er diese Woche bei den Vereinten Nationen. Ohne entsprechende Ressourcen für die Medikamentenentwicklung könne sich das HI-Virus wieder stärker verbreiten und die Aids-Sterberate steigen.

Ein weltumspannendes Problem

Die Zahlen bleiben besorgniserregend: 2017 lebten weltweit 36,9 Millionen Menschen mit HIV/Aids, 19,6 Millionen davon südlich der Sahara und in Ostafrika. 21,7 Millionen Patienten erhalten eine antiretrovirale Therapie. 940.000 Menschen starben im vergangenen Jahr an Aids, 5.000 infizieren sich täglich, besonders junge Frauen sind gefährdet. Nur 75 Prozent wissen über ihre Infektion Bescheid. Das heißt: Sie geben das Virus ständig weiter.

Laut dem Bericht ist zwar ist die Zahl der Neuinfektionen um 18 Prozent von 2,2 Millionen im Jahr 2010 auf 1,8 Millionen gesunken, doch rund 50 Länder sind von diesem Trend ausgenommen. In Osteuropa und in Teilen Asiens hat sich die Zahl der Neuinfektionen sogar verdoppelt.

Ziel von Unaids: Bis 2020 sollen weltweit 90 Prozent der von HIV Betroffenen über ihre Infektion Bescheid wissen, 90 Prozent in Behandlung sein und 90 Prozent so effizient behandelt werden, dass das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Diese Ziele werden auf dem internationalen Aids-Kongress, der von 23. bis 27. Juli in Amsterdam stattfindet, intensiv diskutiert werden. (red, 20.7.2018)