Wien – An technischem Schnickschnack und komfortstiftenden Extras haben die Herren von Nissan in der mittleren Ausstattungsvariante (Acenta) des Micra wahrlich nicht gespart. Von Navi über Bordcomputer bis Einpark-, Fernlicht- und Regensensor-Assistent – alles da. Auch platzmäßig lässt das um 17 Zentimeter verlängerte einstige Maus-Auto sowieso kaum Wünsche übrig.

Das Mauserl hat sich ausgewachsen, auf vier Meter Länge streckt sich der Micra. Konditionell ist allerdings noch viel Luft nach oben.
Foto: Andreas Stockinger

Der Pipsi-Hund hat selbst bei einem großgewachsenen Beifahrer gerade noch auf dem Boden hinter dessen Sitz genug Platz, und Mischlingshund Bruno, der sich vor neun Monaten nicht nur in die Herzen der Familie eingeschlichen hat, thront mit seiner Transportbox auf der Rückbank.

Eingerollt und teilgeklappt

Wer's nicht glaubt: Daneben hatte sogar noch der Orientteppich Platz, den wir fein eingerollt dank teilklappbarer Rücksitzlehne aus dem Koffer- in den Fahrgastraum vorbeifädeln konnten. In früheren Versionen und bei anderen Kleinwagenmodellen der üppig vorhandenen Konkurrenz wäre das nicht so einfach möglich. Wir hätten uns entscheiden müssen zwischen Hund und Teppich, und Sie dürfen nur einmal raten, wen wir hätten zurücklassen müssen.

Das Heck des Micra.
Foto: Andreas Stockinger

Allerdings schieben all die elektronischen Features den Preis an. Aus der ohnehin nicht ganz billigen Acenta-Ausstattung um 14.890 Euro, in der das Audiopaket serienmäßig integriert ist, werden mit Comfort-, Safety- und Technik-Paket schnell 17.178 Euro (bei einem NoVA-Faktor von drei Prozent). Es muss also vielleicht nicht der Feind seines Girokontos sein, wer sich für den schneidig designten Micra entscheidet, einen gewissen finanziellen Spielraum ("man gönnt sich ja sonst nichts") sollte er aber jedenfalls haben. Zumal dem geübten Micra-Fan in der fünften Generation dann nicht mehr viel zum Selbermachen bleibt.

Der Innenraum des Micra in der Acenta-Ausstattung.
Foto: Andreas Stockinger

Eine Schwäche vermag all die Elektronik freilich nicht wettzumachen: Es fehlt schlicht an Power unter der Motorhaube. Wir reden dabei nicht von Kraft für ein Hatzerl an der Ampel oder gemütliches Cruisen auf der Langstrecke (dafür bräuchte es dringend einen sechsten Gang). Nein, es geht um schlichte Grundwerte: Mit 71 PS geht einfach nichts weiter, insbesondere im unteren Drehzahlbereich. Das macht den Micra auch als Stadtauto etwas mühsam.

Die Anzeigen sind gut ablesbar.
Foto: Andreas Stockinger

Deshalb haben die Extras auch wieder ihr Gutes: Sie gehen zwar ins Geld, aber ohne Bluetooth und Navi in einer billigen Schüssel macht auch keinen Spaß. (Luise Ungerboeck, 24.7.2018)