Wien – Hinsichtlich Alltagsnutzen, praktischer Qualitäten ist die Sache eindeutig: Den 2er Gran Tourer toppt kein anderer BMW. Das galt schon bisher, gilt auch nach dem Facelift, das dem Van eine Menge neuer technischer Inhalte, speziell aus der digitalen Welt und der der elektronischen Assistenten, hineingespült hat.

Beim Raumkonzept macht dem Gran Tourer kein klassischer Van-Hersteller was vor. Es gibt überraschend viele Kunden, die das schätzen.
Foto: Andreas Stockinger

Aber. Auf der ewigen Suche nach einer ausgewogenen Balance zwischen Form und Funktion ist bei diesem Van – eingeschworene BMW-Enthusiasten kriegen beim V-Wort immer noch spontanes Gesichtsnervzucken – die Form, der ästhetische Anspruch, ein wenig auf der Strecke geblieben. Patscherter sieht kein anderer BMW aus. Mit anderen Worten: Besser wohnen in einem BMW geht schwer, schöner wohnen leicht.

Besser geht nur schwer.
Foto: Andreas Stockinger

Überhaupt ist die 2er-Reihe eine geisterscheidende wie keine andere bei BMW. Sie verläuft exakt zwischen Kerntugenden und Neueroberung, und es steht momentan 2:2 – 2er Coupé (kulminierend im M2) und Cabrio versus 2er Active Tourer und Gran Tourer. Hie als Basis Hinterradantrieb und auf maximalen Fahrspaß getrimmt, da als Basis Frontantrieb und auf maximalen Nutzen ausgelegt. Hie Motoren längs eingebaut, inklusive Reihensechser, da quer, bis runter zum Dreizylinder.

Schöner geht leicht.
Foto: Andreas Stockinger

Nüchtern betrachtet, und der Gran ist mehr noch als der formal durchaus stimmige Active Tourer ein Auto der nüchternen Herangehensweise, ist die Rechnung bereits aufgegangen. BMW hatte sich seinerzeit gefragt, wie man am besten eine bisher unerreichte Kundschaft ködern könne, Mercedes hatte den Weg mit der B-Klasse erfolgreich vorgezeichnet.

Der Innenraum des BMVan.
Foto: Andreas Stockinger

Zwischenbilanz zum Facelift: Seit dem Start 2014 und bis Ende 2017 verkauften sich die frontantriebsbasierten 2er über 380.000-mal, also rund 100.000 Autos pro Jahr. Speziell in Europa sind die Vans erstaunlich begehrt. Fast 70 Prozent votierten dabei für den Active Tourer, gar 80 Prozent der Kundschaft hatten davor noch nie zu einem BMW gegriffen.

Rechnungslegung

Die Rechnung geht für BMW auch in anderer Hinsicht auf: Mini muss nicht mehr im Alleingang dafür sorgen, dass sich das teure Investment in die Frontantriebs-Plattform rechnet, inzwischen stehen neben allen Minis die beiden erwähnten 2er darauf, aber auch die SUVs X1 und X2, und die brummen absatzseitig sowieso.

Ein M-Sport-Van von BMW. Das passt zu den beiden Endrohren.
Foto: Andreas Stockinger

Den Begehbarer-Schrank-BMW, von dem hier die Rede ist, gibt es als 5- und 7-Sitzer, wir hatten den 5-Sitzer ausgefasst, Version 220d xDrive, in der Ausstattungslinie M Sport. Gigantisch viel Platz. Verschiebbare Rückbank. Sitze hinten 40:20:40 umlegbar. Ablagen en gros und en détail. Alles, was man sich in einem Van erwartet.

80 Prozent der 2er-Kunden fuhren vorher keinen BMW.
Foto: Andreas Stockinger

Allrad ist ein für Österreich immer passendes Konzept, es entspannt die Lage am Lenkrad, bei Frontantrieb immer so eine Sache, wenn auch BMW (und Mini) die Angelegenheit durchgehend mit hohem Anstand bewältigen, meist zerrt da eh nichts.

SCR-Kat und EU-6d-temp

Für einen Van überraschend straff ausgelegt ist das Fahrwerk, und zum Motor wäre noch zu sagen, dass die 190 PS für den bei BMW zu erwartenden forschen Vortrieb sorgen. Zudem ist man dank SCR-Kat und EU-6d-temp-Klassifizierung auf der sauberen Seite. Und der Verbrauch? Familientauglich wie das ganze Auto. (Andreas Stockinger, 26.7.2018)

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