In Ihrem Unternehmen gibt es mit Sicherheit kostenloses Toilettenpapier. Möglicherweise sogar gratis Kaffee oder kostenlose Snacks. Vielleicht setzen Sie als verantwortungsvolles Unternehmen ja sogar auf Bio-Obst oder Fair Trade-Produkte?

Gut so. Aber es gibt Produkte, die Frauen regelmäßig zumindest genauso benötigen: Tampons und/oder Binden. Statistisch gesehen hat jede fünfte Frau auf unserem Planeten gerade jetzt in diesem Moment ihre Menstruation.

Berücksichtigt man, dass eine Frau in ihrem gesamten Leben bis zu 500 Mal menstruiert und dabei zwischen 10.000 und 17.000 Tampons oder Binden benötigt, ist das jede Menge Geld, das Frauen hier monatlich mehr aufbringen müssen. Warum also nicht auch als Unternehmen Frauen auf diesem Gebiet unterstützen und anstatt von "nice to have" Gratisprodukten wie Snacks lieber wirklich notwendige Produkte zur Verfügung stellen?

Das rote Tabu

Ein Grund, warum das Thema Menstruation mit all seinen gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen wohl noch kaum bis gar nicht Eingang in die CSR- und Nachhaltigkeitsdebatte gefunden hat, ist mitunter das Schamgefühl, das vielen Frauen (und Männern!) auch heutzutage noch anhaftet, wenn sie mit diesem Thema konfrontiert werden. Selbst in frauendominierten Betrieben ist für viele erwachsene Frauen allein die Frage nach einem Tampon der Gipfel der Peinlichkeit. Meist passiert das nur hinter vorgehaltener Hand, fast so, als würden sie nach Drogen fragen. Dabei müsste frau gar nicht andere nach Menstruationsprodukten fragen, würden diese genauso zum selbstverständlichen Inventar eines Firmen-WCs gehören wie Toilettenpapier oder Seife.

Ähnlich wie beim bekannten Bio-Obstkorb lohnt sich auch bei diesen Produkten ein genauer Blick, denn 90 Prozent aller herkömmlichen Tampons und Binden bestehen aus einem Zellstoff-Plastik-Gemisch und benötigen daher mehrere hundert Jahre, um zu verrotten. Allerdings gibt es mittlerweile auch im Monatshygienebereich nachhaltige Alternativen wie zum Beispiel kompostierbare Tampons oder Binden aus biologischer Baumwolle. Warum also Frauen im Unternehmen nicht auch diese Produkte kostenlos zur Verfügung stellen?

Dabei geht es nicht um eine reine Charity-Maßnahme für die weibliche Belegschaft, sondern – ganz im Sinne von Corporate Social Responsibility – auch um den unternehmerischen Nutzen. So sollen auch die Firmen selbst von der Aufklärung rund um Menstruation und ihre gesundheitlichen und ökologischen Folgen profitieren.

Gesundheitsmanagement

Diverse Studien zeigen, dass zwischen 75 und 90 Prozent aller Frauen unter Menstruationsbeschwerden leiden. Rund ein Drittel davon sind unter anderem aufgrund von Bauchkrämpfen so stark beeinträchtigt, dass sie in dieser Zeit ihrer Arbeit beziehungsweise ihren Alltagstätigkeiten nicht in gewohnter Weise nachkommen können. Indem sich Unternehmen im Rahmen ihrer betrieblichen Gesundheitsförderung auch diesem Thema widmen, kann auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen – etwa durch anlassbezogenes Home Office – reagiert und so mitunter Krankenstände gesenkt werden.

Ein anderer – nicht ganz uneigennütziger – Nebeneffekt durch verstärkte Aufklärung zum Thema Menstruation zeigt sich auch auf ökonomischer Seite: Noch immer entsorgt ein großer Teil der Frauen ihre Tampons (und teilweise sogar die Binden!) in der Toilette, was nicht nur ein ökologisches Problem, sondern aufgrund von Verstopfung auch massive Kosten für das Unternehmen zur Folge haben kann. (Annemarie Harant, 23.7.2018)